Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Frost bedeckt den Kürbis, die Bäume stehen ohne Blätter da, das Eis am Ufer schiebt sich jeden Morgen weiter hinaus, bis es dem See schließlich das Herz zerquetschen wird. Aber nicht hier. Hier herrschen vierundzwanzig Grad Celsius (wir haben gerade eine Mini-Hitzewelle), die Sonne scheint und wir spielen alle Volleyball am Strand. Und die Schmetterlinge sind zurückgekehrt – das heißt, die Monarch-Falter flattern die Küste herunter zu ihrem Zufluchtsort in den Wäldern weit im Hinterland. Doch nun Schluss mit dem Wetterbericht – kommen wir zum Karpaltunnel-Syndrom. Zum Glück bin ich davon verschont geblieben, selbst als ich die 3500 Unterschriftenbögen für den Spezial-Erstdruck von Drop City, die dem Buch beigefügt werden, hinter mir hatte; und ich habe sie pünktlich dem Viking-Verlag zurückgeschickt. Natürlich hatte ich, wie Henry Bech in der Romanreihe von John Updike, gegen Ende einige aufreibende Tage, aber ich hatte ja eine reizende Assistentin, die die Seiten für mich zum Unterschreiben bereitlegte, und ich konnte die Endspiele der Baseball-Liga akustisch genießen (mit einem gelegentlichen kurzen Blick zum Fernsehschirm, um wenigstens die stärksten Momente mitzukriegen).
     Was die Arbeit angeht (richtige Arbeit, meine ich), so sind in diesem Monat drei der neuen Kurzgeschichten erschienen, wie unsere aufmerksamen Messagistas pflichtgemäß bemerkt haben: Hundologie im New Yorker vom 11. November, Hier kommt in der November-Ausgabe von Harper’s und Der freundliche Mörder im GQ vom November. Es kommen noch vier neue Geschichten, und ich hoffe, ich kann euch berichten, wann und wo. Ich weiß jedoch schon, dass Geblendet für die nächste Ausgabe von McSweeneys geplant ist und Als ich heute morgen aufwachte, war alles weg, was ich mal hatte für eine zukünftige Ausgabe des New Yorker. Eine weitere gute Nachricht ist, dass Heinle den Text angenommen hat, der, wie hier schon berichtet, nächsten Herbst erscheinen wird – er trägt den vorläufigen Titel The Writer’s Mind, und er enthält ein Vorwort, eine Einführung und Kopfnoten für eine Anthologie, die zweiunddreißig Autoren umfasst, wobei jeder mit zwei Kurzgeschichten vertreten ist. Das Buch ist für den Unterricht auf Highschool- und Universtäts-Level gedacht, obwohl natürlich jeder die Sammlung fesselnd finden kann, auch ältere Menschen. Und die beste Neuigkeit von allen ist, dass ich mit dem Schreiben des nächsten Romans angefangen habe, der im jetzigen Stadium (und ich glaube, auch zukünftig) The Inner Circle heißt (deutsch: Dr. Sex). Er spielt in Bloomington, Indiana in den vierziger und frühen fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ich habe damit an Halloween angefangen und habe den Prolog fertig und schlüpfe jetzt gerade hinein in Teil I, in der Hoffnung, so weit wie möglich zu kommen, bis die Drop City Tour mich davon wieder wegreißt.
     Da wir gerade davon sprechen, die Tournee beginnt Form anzunehmen und ist auf 18 (oder 19) Städte erweitert worden (wobei in einigen von ihnen mehrere Auftritte stattfinden), Ende Februar bis März, es folgt auch eine Tournee auf die Britischen Inseln im Mai. Die Städte sind: New York (24. Feb., 92nd Street Y), Philadelphia, Washington, Boston, (Long Island oder Connecticut; das ist noch nicht entschieden), Pittsburgh, Columbus, Cincinnati, Los Angeles, San Francisco, Kansas City oder St. Louis, Chicago, Milwaukee, Minneapolis/St. Paul, Denver, Seattle, Portland und natürlich Santa Barbara. Ich hoffe, wir sehen uns alle, und nochmal: Für diejenigen in den Städten, die ich nicht besuche, gibt es als Neuheit die signierten Zehnerpacks.
     Es gibt noch keine Informationen über Ziele in Großbritannien oder Deutschland, aber Werner Richter (der großartige und charmante) hat neulich im Message Board berichtet, dass seine Übersetzung fertig ist und sich auf den Hanser Verlag freut. Ich schätze mal: Sommer/Herbst in Deutschland.
     Und schließlich hoffe ich für die von Euch in nördlichen Gefilden, dass ihr das Winterwetter genießt. Ich werde mich im Dezember im Sequoia Park vergnügen (am vorletzten Wochenende gab es fünfeinhalb Zentimeter Regen, aber auf 2500 Meter Höhe keinen Schnee) und freue mich auf Fortschritte mit The Inner Circle und darauf, den tiefen Wald zu inspizieren, in dem das Feuer im letzten Sommer fast alles vernichtet hat. Doch das ist erstmal alles – ich muss nach draußen flitzen und die Flügel der Schmetterlinge verbinden.

P.S. An meine ganze Anhängerschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Vielen Dank, dass Euch Schluss mit cool, von dem gerade die vierte Auflage erschienen ist, so gut gefällt.


Im Original erschien der Text am 18. November 2002 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.