Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Beate Walz

 

Tja, der Sommer nähert sich seinem Ende. Für mich persönlich waren die letzten zwei Monate sehr ruhig und erfreulich produktiv. Ich verbrachte den Monat Juni auf dem Berg in der südlichen Sierra, wo ich meine Haxen nach Herzenslust umhertollen und hüpfen ließ, aber sachte, sachte, mit gemäßigtem Temperament. Ich mache keine Tierwaterschen Experimente. Ich doch nicht. Während der überraschend kalten Morgende machte ich vorweg Feuer, blies darauf und bestückte es, damit es vorhielt während der Vorbereitungen für den Grobentwurf der Architektur des Romans, den ich zur Zeit schreibe. Durch glückliche Umstände beschert, begannen die Charaktere Gestalt anzunehmen und der Plot entwickelte sich. Für morgen hoffe ich, die abschließenden Ausbesserungen in Teil I hinzuzufügen, der einen Umfang von etwas über siebzig Seiten hat, in sechs handlichen Kapiteln. Der Arbeitstitel lautet Talk Talk, nach der englischen Übersetzung des ASL in der Bedeutung von »sehr gesprächig sein« oder »viel schwätzen« oder »reden wie ein Wasserfall«. Der Roman ist in der Gegenwart angesiedelt und wird vermutlich sowohl komisch als auch tragisch. Wir werden sehen.
     Was habe ich gelesen? Blake Baileys faszinierende (man kann das Buch einfach nicht aus der Hand legen) Biographie über Richard Yates: A Tragic Honesty. Yates scheint in jedem Moment seines Leben unerbittlich armselig gewesen zu sein, und für die unter uns, die weniger erbärmlich über einen so langen Zeitraum gewesen sind, ist es eine wahre Freude, sein Leben mit unserem zu vergleichen. Außerdem kam ich dazu, John Krakauers großartiges Under the Banner of Heaven zu lesen (ich begann das Buch mit geringen Kenntnissen über Mormonen und ohne irgendwelche Vorurteile; nun denke ich, wir sollten eher Utah statt den Irak bombardieren). Oliver Sacks Seeing Voices und Henry Kisors What’s That Pig Outdoors? – beide speisten die Recherchen für Talk Talk (ein Buch, das zufälligerweise von der Frage nach Identität handelt, auch wenn die Story selbst einen Identitätsverlust beschreibt). Vorher schon kam ich in den Genuss von Paul Therouxs Dark Star Safari (und falls Ihr bisher nicht seinen Bericht über seine Freundschaft mit V.S. Naipaul – Sir Vidia’s Shadow – gelesen habt, dann freut Euch auf ein Schmankerl: Es ist sarkastisch und urkomisch). Achja, und ich las auch Belletristik. Ron Loewinsohns Magnetic Field(s) sind gerade druckfrisch erschienen, und es ist ein magisches Buch. Ein Hoch auf Stewart O’Nan und seine Speed Queen.
     Und hier nun die neuesten Neuigkeiten von mir: neue Kurzgeschichten im Playboy (im September, glaube ich, und später werden sie außerdem The Swift Passage of the Animals drucken), McSweeney’s, Zoetrope. Die Weihnachtsgeschichte sucht noch immer ein Zuhause. Mein einziger öffentlicher Auftritt seit Mai war das letzte Wochenende vor Skylight Books in L.A. (wie von DMAC im Message Board von tcboyle.com berichtet), wo ich mir die Bühne mit Brigid Hughes teilen durfte und darüber sprach, welche Bedeutung in den letzten Jahren die Paris Review und George Plimpton für mich hatten. Die Erwähnung von öffentlichem Auftritten erheischt natürlich die Frage nach dem US-Tourplan für Dr. Sex. Er ist nun komplett und ich werde ihn sehr bald hier in einem What’s-New-Special bekanntgeben, obschon viele der Daten (Danke, Sandye) bereits im Message Board notiert wurden. Damit Schluss für heute, aber ich werde mich bald wieder melden, und sei es nur ein Lebenszeichen; keine große Lücke wie diese letzte. Ich habe die endgültige Fassung der Buchausgabe von Dr. Sex erhalten, als krönender Abschluss für diese neuesten Informationen. Ta-ta.

P.S. Fast hätte ich es vergessen: Es liegt ein neuer Wettbewerb zum Erscheinungtermin von Dr. Sex in der Luft, und dieser Tage wird Milo die umfangreichen und ästhetischen Änderungen enthüllen, die er diesen Seiten angedeihen lassen wird. Ihr werdet sehen, es wird etwas ganz Besonderes.

P.P.S. Ich glaube, ich habe den Tag unseres fünfjährigen Bestehens, den 4. August, versäumt. Aber hey! – die Vergangenheit ist tot. Und wir leben im Hier und im Jetzt.


Im Original erschien der Text am 09. August 2004 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Beate Walz.