Von T. Coraghessan Boyle
Deutsch von Beate Walz
Bin froh, wieder daheim zu sein, aber es hat Spaß gemacht, auf der langen Rundtour so viele von Euch zu unterhalten, insbesondere die Messagistas, die sich mir zu erkennen gegeben haben. Und ja, ich benutze die Sprache der katholischen Glaubenslehre, weil es so etwas wie ein religiöses Erlebnis war, den »göttlichen Präsenzen« des Forums in Fleisch und Blut zu begegnen. Was Dr. Sex betrifft, so scheint das Buch praktisch und auf einmal überall rezensiert zu werden – was recht erfreulich ist. Ich hoffe, Ihr alle habt es gern gelesen. Mir hat es zweifellos gefallen, auf der Bühne daraus vorzulesen – für gewöhnlich die Anfangspassage, aber dann fand ich einen kleinen Auszug weiter hinten, der mir das Richtige zu sein schien für kürzere, von schreienden Kleinkindern und dem Schnarchen Betrunkener unterbrochene Vorträge (die Stelle, wo John Milk sein allererstes Interview mit einer Frau führt und entdeckt, dass ihr Sexualleben ein klein wenig umfangreicher ist, als er es vermutet hatte). Alles zur Freude und im Dienste der Literatur.
Wo ich gerade davon spreche: Eine neue Story, Almost Shooting An Elephant, ist für die nächste Fortsetzungsfolge von Zoetrope geplant, und für diejenigen, die es übersehen haben: The Doubtfulness Of Water erscheint in der aktuellen Ausgabe von McSweeney’s. Aber das war es auch schon wieder für eine ganze Weile, da ich jetzt erneut in die Arbeit an Talk Talk abtauche, dem nächsten Roman, und es deshalb für Euch keine neuen Storys in der nächsten Zeit geben wird. Doch der Sammelband Zähne und Klauen wird erscheinen, ehe Ihr Euch verseht (läppische elf Monate bis dahin), und außerdem ist die Titelstory in den gerade veröffentlichten, von Lorrie Moore herausgegebenen Best American Stories 2004 zu finden.
Was gibt’s sonst noch? Stimmung und Wetter, denke ich. Ich sah letzte Woche in Portland einen wahrhaften Herbst, Blätter segelten zu Boden, eine vorherrschende Feuchtigkeit und Sonnenlicht gefiltert durch eine himmelfüllende Flasche Vollmilch. Hier beginnen die Sykomoren (Platanen, Bergahorn) ihre Blätter zu verlieren (sowohl von der Trockenheit als auch von den Herbstwinden), und die bernsteinfarben aufflammenden Bäume über der Straße sind, ja, aufflammend. Und ich sah die ersten paar Monarchfalter, in den Winter hinein segelnd, im Wind flatternd wie Ahornblätter. Andererseits könnte es genauso gut noch Sommer sein. Doch die Wettergurus und Voodookünstler sagen mir, dass es ein El Niño-Winter geben wird. Mein Gott, wir können die Nässe wirklich gebrauchen. Halloween, die ersten Feuer, Rauch in der Luft. Wacht auf, ihr Schnecken und Faulpelze. Es ist an der Zeit etwas Slime anzurühren.
Das ist alles. Noch zwei Veranstaltungen: Dienstag, den 26. in der University of California Santa Barbara (UCSB), danach das Gespräch mit Bill Condon, Regisseur des Films Kinsey, dann am 13. November im Hammer in L. A., aber das ist ein Heimspiel, und die lange, lange Tour ist vorüber. Man sieht sich.
Im Original erschien der Text am 16. Oktober 2004 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Beate Walz.