Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Hochsommer. Wie viele von Euch wissen werden, habe ich letzten Monat drei Wochen in New York verbracht, und seit meiner Rückkehr habe ich die Recherchen für meinen nächsten Roman vorangetrieben und meine Wunden in der Natur geheilt, was jede Menge Spaziergänge am Strand im Morgengrauen und Schwimmen nach der Arbeit bedeutet, sowie Kajakfahren, unter mir die wimmelnden Geschöpfe, die sich unter der Wasseroberfläche, der Heimat unserer Vorfahren, fortbewegen. Trotz meiner Wut und Verzweiflung über die faschistische Schlinge, die sich um unseren Hals zuzieht, habe ich die tiefe Ruhe dieser letzten Wochen genossen, mich an den kleinen Routinen des Alltags erfreut und war einfach dankbar, ein fühlendes Wesen auf diesem seltsamen und unerklärbaren Planeten zu sein. Wer braucht schon Erklärungen? Wer braucht Gott? Wer braucht mehr als diesen Tag – und Frieden, vor allem Frieden?
     Als wir Frau B.s Schwester und ihren Mann in Buffalo besuchten, sind wir über die Peace Bridge nach Kanada gefahren, um chinesisch zu essen, und hatten dabei einen einzigartigen Blick nach Süden auf Amerika auf der anderen Seite des Niagara River. Der Grenzbeamte – auf der kanadischen Seite – war, gelinde gesagt, gereizt. Er ließ uns zwar einreisen, aber erst, nachdem wir eine Menge Mist über uns ergehen lassen mussten (schließlich sagte ich einfach: »Lass gut sein, Canuck, macht nur weiter so und ihr werdet der einundfünfzigste Bundesstaat!«) Das war natürlich nur ein Witz, aber der Witz geht auf unsere Kosten, auf Kosten von uns allen, Kanadiern wie Amerikanern, und das alles wegen der Willkür eines einzigen Größenwahnsinnigen. Und wegen seiner Erlasse. Und wegen Hass. Aber damit will ich jetzt nicht anfangen. Der heutige Beitrag handelt vom Frieden, oder? Hey, es ist ja nicht so, als würden Bundestruppen in den Straßen der Hauptstadt patroullieren oder so was … Okay, okay, genug davon.
     Hier das Neueste: Ich habe gerade erfahren, dass The New Yorker im September die letzte der neuen Kurzgeschichten, The Pool, bringen wird, so dass Ihr noch vor Erscheinen der Geschichte Cold Summer in McSweeney’s ein neues Werk von mir lesen könnt (oder vielleicht gleichzeitig – mir wurde gesagt, dass sie bereits erschienen ist oder bald erscheinen wird). Und wie ich schon erwähnt habe, wird der neue Roman, No Way Home, in diesem Herbst in der deutschen Übersetzung von Dirk van Gunsteren beim Hanser Verlag erscheinen, während die amerikanische Originalversion für das Frühjahr geplant ist.
     Im Moment ertrage ich die Hitzewelle hier – Mittags 22 Grad Gelsius bei bedecktem Himmel – und träume vom nächsten Roman. Jetzt erstmal ciao.


Im Original erschien der Text am 28. August 2025 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.