Von T. Coraghessan Boyle
Deutsch von Ulrich Tepelmann
»April ist der grausamste Monat, treibt Flieder aus toter Erde, mischt Erinnern und Begehren, schreckt dumpfe Wurzeln mit Frühlingsregen.« (T.S. Elliot, deutsch von B.S. Orthau). Und so war das auch für mich, für uns alle, tatsächlich, hier in den ehemaligen U.S.A., die nach dem jüngsten MAGA-Gesetzentwurf im Repräsentantenhaus demnächst in Vereinigte Staaten von Amerika, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Trump Enterprises GmbH, umbenannt werden sollen. Es gibt kein Entrinnen. Sogar Kanada ist bedroht. Oh weh! Was mache ich dagegen? Es erleiden. Mich fürchten. Jeden Morgen erwachen ohne einen Funken Hoffnung.
Und dennoch… noch bin ich am Leben, wenn auch nur zum Teil, und die gute Nachricht ist, dass ich auf der nationalen Warteliste für eine Gehirntransplantation auf Platz 5622 vorgerückt bin. Während der Wartezeit habe ich gerade die zehnte der neuen Kurzgeschichten für die nächste Sammlung fertiggestellt (die Geschichte heißt 2036 und ist eine Satire auf die Situation, die ich oben gerade kommentiert habe), die im Jahr 2027 herauskommen soll und die dem neuen Roman, No Way Home, der im Frühjahr 2026 veröffentlicht wird, folgt. Ich hoffe, noch zwei weitere zu schreiben zu können, bevor ich mich dem nächsten Roman zuwende, für den ich zum jetzigen Zeitpunkt nur eine schwammige Idee habe. Aber bleibt dran, Freunde. Die Sammlung wird, wie ich es im Moment sehe, den Titel The End Is Only A Beginning tragen, nach der Geschichte, die schon im New Yorker erschienen ist. Inzwischen ist die endgültige, lektorierte Fassung von No Way Home wieder in den Händen meines amerikanischen Verlags, Liveright, und wurde an Hanser, meinen langjährigen deutschen Verlag, weitergeleitet, so dass der geschickte und brillante Dirk van Gunsteren sich an die deutsche Übersetzung machen kann. Wie ich an dieser Stelle schon erwähnt habe, wird Hanser die Übersetzung in diesem Herbst veröffentlichen, vor dem amerikanischen Original, welches im Frühjahr herauskommen wird (genau wie die englischsprachige Version bei Hanser).
Der April geht heute zu Ende. Uff! Aber kann irgendjemand die Hoffnung haben, dass der Mai besser wird? Wir warten auf die nächste katastrophale Verlautbarung des irren Königs, die endgültige Plünderung unserer Rentenkonten und die Errichtung von Umerziehungslagern. Einen schönen Frühling, einen schönen Sommer, einen schönen Herbst, einen schönen Winter, und dann … wieder Frühling. Es gibt viel, worauf man sich freuen kann, oder?
Im Original erschien der Text am 30. April 2025 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.