Von T. Coraghessan Boyle
Deutsch von Ulrich Tepelmann
Also dies war bisher der schwärzeste Monat in der Geschichte Amerikas, aber es wird alles noch viel schwärzer und zunehmend hoffnungsloser werden, also spreche ich das hier nicht an, um meines eigenen und auch Eures Geisteszustands willen. Dieser Blog soll Euch über mein literarisches Schaffen unterrichten und Euch zeigen, wie ich meine Tage gestalte (Einzelheiten dazu findet ihr bei X und Bluesky, letzterem ist der Autor von Blue Skies kürzlich beigetreten). Und was sind das jetzt für Details? Erstens mache ich seit dem Unfall im August, der mir eine gebrochene Rippe, ein gebrochenes Bein und einen gebrochenen Kopf beschert hat, gute Fortschritte; ich bin noch nicht ganz wieder hergestellt, aber ich bin ganz gut zu Fuß (der Sekt bei unserer jüngsten Thanksgiving-Feier hat sich als herrlich therapeutisch erwiesen). Es tut gut, wieder den Strand unter meinen Füßen zu spüren, und ich finde es toll, wie sehr der Hund es genießt, mich ohne Leine zu begleiten und zu pissen, zu kacken und hemmungslos im Sand zu buddeln, ohne vom Willen irgendeines großen Affen abhängig zu sein. Zweitens mache ich nach der Vollendung des Romans, der jetzt den Titel No Way Home trägt, weiter und beginne wieder mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, und gleichzeitig hoffe ich, auf den nächsten Roman zu stoßen. Ich bin gerade, nach Go for the Soft, mit einer weiteren Kurzgeschichte fertiggeworden (bei der ich meiner Liebe zum Fabulieren gefrönt habe). Sie heißt The Nonexistant Child und spielt im heutigen Japan. Ich werde Euch mitteilen, wann und wo diese Geschichten erscheinen werden, sobald ich es selbst weiß. Ich hoffe, noch eine Handvoll weiterer Geschichten zu finden, die zu denen aus der Zeit vor dem Roman passen, von denen ihr viele bereits kennt – Sanctuary, Princess, The End Is Only A Beginning, Cold Summer, The Maneater und What the Photos Didn’t Reveal – die dann den Kern der nächsten Kollektion bilden werden.
Warum mache ich das? Also Kurzgeschichten schreiben, und das in einer Zeit, in der sie wenig geschätzt und auch nicht so gut bezahlt werden? Weil ich es so will. Von Anfang an habe ich mich beiden Formen verschrieben, dem Roman und der Kurzgeschichte, und mein Schaffensrhythmus basiert auf beiden. Es erstaunt und erfreut mich immer wieder zu beobachten, wie sich eine Geschichte zu zeigen beginnt, und ich hoffe, dieses Erstaunen und diese Befriedigung noch einige Monate lang zu erleben, bevor der nächste Roman beginnt, seine Klauen in mich zu schlagen.
Was die Neuigkeiten angeht, so weiß ich immer noch nicht genau, wann No Way Home hier und im Ausland erscheinen wird – höchstwahrscheinlich im nächsten Herbst – aber ich habe gerade erfahren, dass mein deutscher Verlag, Hanser, eine Ausgabe auf Englisch zusammen mit der Übersetzung von Dirk van Gunsteren herausbringen wird. Dies ist zum ersten Mal so, und das ist ein Glücksfall für meine deutsche Leserschaft, die es vorzieht, im Original nachzulesen; in der Vergangenheit war sie darauf angewiesen, die Ausgaben meines britischen oder meines amerikanischen Verlages (Bloomsbury bzw. Liveright/Norton) zu erwerben.
Okay. Das war’s also. Während die Welt um uns herum dunkler wird, finde ich weiterhin Trost in meiner Arbeit und in der täglichen Kommunikation mit so vielen von Euch brillanten, wunderbaren und engagierten Lesern. Ich danke Euch dafür. Danke, dass Ihr hier bei mir seid und vor allem dafür, dass Ihr dem Aufmerksamkeit schenkt, das zu schaffen ich mir so viel Mühe gebe.
Jetzt erstmal ciao.
Im Original erschien der Text am 30. November 2024 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.