Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Beate Walz

 

Eigentlich haben wir erst den 30., doch ich konnte nicht widerstehen, Euch einen Neujahrsgruß und ein Update zu senden. Hinzu kommt, dass die Party bereits heute beginnt, weil eine kleine Rotte alter Freunde hereingeschneit ist, um hier abzufeiern, während ich noch an meinem Tisch sitze, um Euch das Neueste zu verkünden. Also dann: Frohes Neues Jahr Euch allen, die hier (bei tcboyle.com) vorbeikommen, und allen mit flinken Fingern ausgestatteten, nimmermüden und vom Wissen geschlagenen Messagistas. Ein weiteres Jahr ist vergangen, mit all seinen Katastrophen im Gefolge, und den – sichtbar an uns allen – altersbedingten Begleiterscheinungen, Altersschwäche und Niederlagen. Aber es war nicht alles schlecht, oder?
     Wie viele von Euch angemerkt haben, wird Dr. Sex weitläufig gelesen und gelobt, in etlichen Jahresbestlisten aufgeführt, und eine Menge Boyle-Storys wurden Euch beschert, inklusive Rastrow’s Island in Harper’s März-Ausgabe; Chicxulub im ersten März-Heft des New Yorker; Up Against the Wall im August im Playboy; The Doubtfulness of Water im Herbst in McSweeney’s und Almost Shooting an Elephant, gerade erschienen im Zoetrope. Sie werden, wie schon erwähnt, im kommenden Jahr zusammen mit zehn anderen Kurzgeschichten (ohne Elephant) in einem Band namens Zähne und Klauen erscheinen, erwartungsgemäß im September, zeitgleich mit dem Erscheinen der Taschenbuchausgabe von Dr. Sex. Die niederländische Version des Romans erschien letzen Monat, die israelische (von Idit Shorer übersetzt) soeben bei Xargol, und die deutsche Übersetzung von Dirk van Gunsteren wurde in einer Auflage von 100.000 Exemplaren vom Hanser Verlag für März 2005 angekündigt. Aber die wirklich gute Nachricht für Euch eingefleischte Fans da draußen ist (und für mich, für mein Wohlbefinden, für die armen Krabbelkinder und für die nicht zum Verzehr geeigneten Haustiere, die ernährungstechnisch von mir abhängig sind), dass die Arbeit am neuen Roman stetig vorangeht. Ich bin jetzt zwei Kapitel tief im vierten Teil (von sechs Teilen), bei 220 erledigten Seiten. Und ich hoffe, das Buch irgendwann im Sommer komplettiert zu haben zwecks Veröffentlichung im nächsten Jahr. Der Arbeitstitel lautet Talk Talk, Gegenstand ist Identität (und der Verlust derselben). All dem Bösen in der Welt da draußen zum Trotz, haben wir einige Dinge, auf die wir uns freuen können. Habe ich z. B. den Frühling erwähnt? Blumen, Kolibris, den Mond, wenn er über den Kanalinseln hängt, Liebe, Lust, kalten Onigoroshi Sake und Pot-Stickers direkt aus der heißen Pfanne? Seid versichert meine Freunde, alles ist gut. Oder fast gut. Oder wenigstens teilweise.
     Damit verabschiede ich mich von Euch, oben das Foto, das der Hanser Verlag für seine Katalog-Ankündigung von Dr. Sex verwendet. Ich möchte dazu noch an eine Mitteilung erinnern, die kürzlich im Forum zu lesen war – darin hieß es, dass ich auf Bildern scheinbar nie lächeln würde, höchstens kläglich, hieß es in dem posting weiter. Nun, also, Bitteschön!


Im Original erschien der Text am 31. Dezember 2004 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Beate Walz.