Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Beate Walz

 

Dieses Mal habe ich, guter und pflichtbewusster Liebhaber, der ich bin, unseren Jahrestag nicht vergessen. Sechs Jahre am heutigen Tage. Unglaublich. Wunderbar. Mächtig gewaltig. Und ich danke Euch allen, die Ihr diese Seite zu einer solchen Wonne für mich macht. Natürlich habe ich auch in das Archiv geklickt, um einen Blick auf die allererste What’s-New-Kolumne zu werfen und zu sehen, was ich damals so von mir gab, und ich fand es überwiegend proklamierend. Ich hatte einen Abriss über Ein Freund der Erde (2000) geschrieben und eine Vorschau auf Schluss mit cool (2001). Ich fand auch eine Ankündigung zu meiner ersten Australien-Tournee, die im Mai 2000 stattfinden sollte. Leider warte ich bis heute auf dieses Ereignis (ganz und gar mein Fehler: Ich möchte sehr gerne diesen Kontinent erkunden und dessen sonderbare Kreaturen – die außerhalb der Kneipen, meine ich – aber ich konnte mich damals nicht aufraffen. Ich hoffe, ich werde irgendwann in der Zukunft dorthin reisen). Aber wir haben es mit vereinten Kräften bewerkstelligt, bis hierher zu gelangen, im Forum durch all diejenigen, die posten/schreiben und kritteln und sich gegenseitig ergötzen, und durch meine verschiedentlichen Ankündigungen von Tourneen und Veröffentlichungen und die angeborenen und körperlichen Freuden und Gebrechen, die mich anspornen. (A propos Gebrechen, werft mal einen Blick auf das obenstehende Foto – nein, das sind keine Schnappschüsse von entfernten Planeten von einer unserer Weltraumsonden, aber es ist erstaunlich, wie die Symmetrie von dort draußen der in unserem Inneren gleicht.)
     Ich würde Euch gerne einen kleinen Vorgeschmack auf die neue Kollektion geben, wie ich es bei Schluss mit cool tat, aber das kann warten, genauer, bis zum nächsten Monatseintrag, bei dem ich auch die Tourdaten bekanntgebe. Also an Neuigkeiten gibt es nicht viel. Ich habe mich erholt, verschnauft, gelesen (Carlos Bakers Hemmingway-Biografie, zum dritten Mal in dreißig Jahren, was mich zum Nochmallesen von A moveable Feast brachte, ein netter kleiner Sammelband von Carver-, Cheever- und O’Connor-Storys; Annie Prouxls Bad Dirt; die Josef-Ellis-Bio von George Washington – wow, hätteste nich jedacht, wah – und der Mann trieb mir doch tatsächlich das Wasser in die Augen, speziell wenn man bedenkt, welche Bande wir jetzt im Weißen Haus haben – Annie Dillards For the Time Being und Rick Bass‘ Lamento über das Yaak-Tal, The Book of Yaak. Und ja, ab und an schmökere ich im Message Board von tcboyle.com, um zu sehen, was viele von Euch so lesen, erfreue mich am perfekten Strandwetter, schreibe meinen Bericht als Geschworener, hoffe auf einen Kurztrip zu meiner Lieblingsstadt in den USA, San Francisco, einzuschieben. Ich war in der Lage, eine dritte Kurzgeschichte zu schreiben, ein sehr kurzes Stück, mit einem für mich überraschend eingeschlichenem Ende, da ich etwas komplett anderes vorhatte zu schreiben, aber dann gewahr wurde, dass in einer vorherigen Szene bereits alles gesagt worden war. Hoffe ich. Oder denke ich. Wir werden sehen.
     Nun, ich weiß, es wurden schon zuvor im Message Board Gratulationen arrangiert, und ich nehme an, wir werden heute einen Online-Toast aussprechen, auf Euch alle und die geschäftige und unterstützende und energisch-kreative und geistreiche Gemeinschaft, die wir hier gegründet haben, und auf diese klebrig-süße Fliegenfalle der Literatur, die uns alle anlockt und nicht mehr loslässt.


Im Original erschien der Text am 04. August 2005 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Beate Walz.