Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Beate Walz

 

Bedauerlicherweise muss ich vermelden, dass die Literaturgemeinde in den letzten Wochen zwei hervorragende Autoren verloren hat: Frank Conroy und Saul Bellow. Und dass ich mit Frank jemanden verlor, mit dem mich eine 20-jährige Freundschaft verband. Ich lernte ihn kennen, als er die National Endowment for the Arts leitete und mich bat, das Literatur-Gremium zu betreuen, zusammen mit Joyce Carol Oates, Tim O‘ Brien, John Edgar Wideman und anderen. Und als Jack Leggett als Direktor des Iowa Workshops in den Ruhestand ging, schlug ich Frank für diesen Posten vor, weil ich wusste, wie gut und engagiert er sein würde. Im Herbst 1988, Franks zweitem Jahr als Direktor, hatte ich das Vergnügen, nach Iowa City zurückzukommen und auf sein Geheiß ein Semester zu unterrichten. Wir unternahmen viel gemeinsam und hatten unseren Spaß; zusammen mit Allan Gurganus und John Gillespie (mit denen ich in den Siebzigern zusammen studiert habe), den unnachahmlichen Griff Stevens und Mitchell Burgess (der aus Spaß an der Freude in die Stadt hereingeschneit war), und Beau Elliot und Chuck Aukema, waschechte Einwohner Iowas. Ich traf im höllischen Monat August ein, inmitten einer schreckliche Dürre, schwitzte und fluchte, sah die Tage dem Herbste zu süßer werden, sah die fallenden Blätter, und dann die windgepeitschten bitterkalten Winter, bis ich mich aus der Stadt verdrückte, gerade als der erste Dezemberschneesturm eintraf. Ich arbeitete damals an Der Samurai von Savannah und schrieb wohl gut die Hälfte dort.
     Die für diesen Donnerstag vorgesehene Lesung, in der John Irving und ich lesen werden, war als Ehrung für Frank anlässlich seines Ruhestandes angedacht gewesen, doch nun wird es eine Gedenkveranstaltung für Frank, und etliche Leute werden Nachrufe auf Frank halten, etwa Tom Grimes und Marilynne Robinson. Es wird eine große Menschenmenge erwartet, und die Leute vom Workshop versuchen, es als größtes Event auf die Beine zu stellen, das es je auf dem Campus gab (sie sind aber noch nicht fertig). Falls jemand plant hierher zu kommen, sollte er sich darüber im Klaren sein, dass er früh eintreffen muss, wenn er einen Sitzplatz für sich beansprucht.
     Nun zu den erfreulicheren Nachrichten: Talk Talk ist nun fertiggestellt und abgeliefert, und ich werde Euch über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten, über die Fortschritte von der Korrektur bis zur Veröffentlichung (was im Herbst nächsten Jahres sein wird oder – abhängig von der Tücke des Objekts – im darauffolgenden Frühjahr). In diesem Herbst werde ich, wie bereits in einem früheren What’s New? angekündigt, drei Titel veröffentlichen, um Euch bei Laune zu halten, bis der neue Roman erscheint: die neue Kollektion Zähne und Klauen, eine neue Zusammenstellung veröffentlichter Storys zum Jugendbuch-Sammelband Der Fliegenmensch und die Taschenbuchausgabe von Dr. Sex, wobei Penguin angesichts des großen Erfolges der Hardcover-Ausgabe im vergangenen Herbst enorme Hoffnungen hegt, erneut eine breite Käuferschicht zu erreichen. Das Foto hier – und wer sagt, ich würde nie lächeln? – wird die gesamte Rückseite von Zähne und Klauen zieren.
     Was ich zur Zeit mache? Oh, einfach nur faulenzen, in der Sonne liegen, am Strand rumhängen, mit der Köter-ähnlichen Kreatur am angeschwollenen Santa Ynez entlang wandern, einen heben oder auch zwei, solche Dinge eben. Sobald die Daten der demnächst stattfindenden Tour feststehen (Montag abend in Santa Barbara im Lobero, Speaking of Stories: Ich werde Chicxulub vortragen, Jay Thomas meine politische Satire Die Neumond-Partei, und Susan Keller und Julie Pearl werden Kurzgeschichten von den lokalen Autoren Fran Davis und Linda Stewart-Oaten lesen. Dann ist da noch das zuvor erwähnte Iowa-City-Reading am Donnerstag und danach mein Auftritt am Sonntag bei der L.A.Times Buchmesse, in der Schoenberg Hall, 13:00 Uhr. Und, natürlich, die Deutschland/Frankreich/Schweiz-Tour, jeweilige Daten und Orte sind auf tcboyle.de nachzulesen), hoffe ich, mich zu ein paar neuen Storys aufzuraffen. Bis dahin aber – gähn – gedenke ich nur die alte Hängematte im Garten hinter dem Haus aufzuhängen und ein Nickerchen zu machen. Ciao.


Im Original erschien der Text am 17. April 2005 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Beate Walz.