Der Samurai von Savannah
von T. Coraghessan Boyle
Zum Inhalt
Als der japanische Matrose Hiro Tanaka irgendwo vor der Küste Georgias von Bord seines Frachters springt, trägt er naturgemäß außer einem Rettungsring nicht viel Gepäck mit sich: ein paar Dollar, das verblasste Foto seines Vaters, den er nie gekannt hat, und, wasserdicht verpackt, Mishimas Weg des Samurai. Doch sein Kopf ist vollgestopft mit Vorstellungen von Amerika, gewonnen aus Büchern, Filmen, Popmusik. Was er mit einem Sprung ins Wasser hinter sich gelassen hat, ist ihm nur allzu bewusst: eine trostlose Kindheit und Jugend, in der er bis aufs Blut gepeinigt worden ist als Mischling, verachtet und geschnitten von seiner japanischen Umwelt. Was ihm in Amerika blüht, hat er sich freilich nicht träumen lassen. Halbtot wird er auf eine gottverlassene Insel gespült, die außer von einer Künstlerkolonie nur von ein paar schwarzen Hungerleidern und rassistischen Rednecks bewohnt wird. Es beginnt eine lange, grausame und zugleich groteske Jagd auf den illegalen Einwanderer, der nicht nur von Beamten der Immigrationsbehörde gesucht wird, sondern sich auch aufgrund grotesker Verständigungsschwierigkeiten zahlreiche Missetaten zu Schulden kommen lässt. Bis der von Männern und Bluthunden Gehetzte Zuflucht findet bei Ruth Dershowitz, die Hiro füttert, kleidet, zähmt, ihm ihr Bett überlässt und es schließlich auch mit ihm teilt. Ruth, eines der Mitglieder von Mrs. Septima Lights‘ Künstlerkolonie, wahrt zunächst das Geheimnis, denn Hiro verleiht ihr das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, verleiht ihr ein Gefühl der Macht. Doch dann flieht Hiro aus seinem Schlupfwinkel, verfolgt von einem abgebrühten Vietnam-Veteranen, der, Ironie des Schicksals, möglicherweise sein Vater ist. Und im überraschenden und großartigen Finale besinnt sich Hiro auf eine Weisung aus seinem Samurai-Buch.
Boyles tragikomischer Roman über die dramatische Begegnung zweier Kulturen, über die blutigen Missverständnisse, die aus Unkenntnis des Fremden, des anderen entstehen, hält den Leser bis zum Schluss in Atem. Das Gelächter der Selbsterkenntnis, der Schock, der beim unausweichlichen Ende eintrifft, ein Schock, der reinigende Wirkung hat.
Ausgaben
Deutsch von Werner Richter
Hanser | 400 Seiten | ISBN 978-3446162112
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Deutsch von Werner Richter
dtv | 480 Seiten | ISBN 978-3423120098
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Erscheinungstermin: September 1990
Viking | 364 Seiten | ISBN 978-0670832200
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