Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Während ich draußen in den Bergen war und die erste wirkliche Ruhe seit langem genoss, war mein Redakteur bei Viking damit beschäftigt, sich einen Eindruck von The Inner Circle (dt.: Dr. Sex) zu verschaffen und die Rechte dafür zu erwerben, welches im August oder September des nächsten Jahres mit Riesenfanfaren, großem Trara und Feuerwerk im ganzen Land herauskommen wird. Wie die Messagistas bemerkt haben, kommt auch die von mir für Heinle/Wadsworth betreute Anthologie Double Takes bald – Anfang Oktober – heraus, und Exemplare sollten innerhalb der nächsten paar Wochen zu haben sein. Weitere Einzelheiten findet Ihr auf dem Message Board (Dank an Eric Eyre). Während meines einmonatigen Aufenthalts in den Bergen habe ich alle möglichen Naturschauspiele gesehen, darunter nicht zuletzt einen Wolkenbruch (sehr selten zu dieser Zeit des Jahres), ebenbürtig einem, den man eher in Rangun während der Regenzeit erwarten würde, außerdem die (für beide von uns glückliche) Begegnung mit einem zehn Zentimeter langen Skorpion, mit der schrillsten und glänzendsten Obsidianfärbung. Dies war zwar bei weitem nicht so aufregend wie meine Begegnungen mit dem Berglöwen vor zwei Jahren, aber es war dennoch zutiefst faszinierend, wie die Natur sich so oft an diesen wenigen glücklichen Tagen zeigt, wenn man mal was anderes zu Gesicht bekommt als Ameisen und Mücken. Der Skorpion (perfekt dazu geeignet, sich mit seinen Zangen an die große Zehe des Menschen zu klammern, während er mit dem Stachel über seinen Rücken hinweg zusticht) spazierte im Gras bei hellem Tageslicht herum und ging seinen Geschäften nach, und so unterließ ich es, ihn mit dem Profil meiner Wanderstiefel bekannt zu machen – schließlich bin ich ein Umweltschützer. Dies ereignete sich während einer ungewöhnlich warmen Periode in den Bergen, mit Tagestemperaturen zwischen fünfundzwanzig und dreißig Grad Celsius, aber Abkühlung in der Nacht, sodass man morgens meistens ein Feuer machen musste – einmal waren es um sieben Uhr morgens nur klamme drei Grad Celsius. In dieser trägen und sehr entspannten Stimmung, mit einem Becher heißen Tee in der Hand, verfasste ich die erste einer neuen Reihe von Erzählungen (Zähne und Klauen) und freue mich nun darauf, meine Zeit weiteren Geschichten zu widmen.
     Was bevorstehende Auftritte betrifft, so werde ich am Freitag, 19. September beim New Yorker Festival sein und mit George Saunders lesen und werde am Tag darauf bei Barnes & Noble signieren, Einzelheiten dazu auf dem Message Board (Danke, Maslovat). Anfang Oktober fängt die deutsche Tournee für Drop City in Frankfurt/M. an, danach werde für etwa eine Woche durch Deutschland und die Schweiz touren (Details werde ich hier mitteilen, wenn der Plan feststeht, aber eine grober Plan wurde schon im Message Board gepostet, und ich danke Doc und Holger für ihre Aufmerksamkeit). An der Veröffentlichungsfront habe ich jetzt meine Exemplare von McSweeney’s #12 erhalten, mit meiner Geschichte Geblendet, und eine DVD, auf der die Autoren dieser Ausgabe aus ihrem Werk lesen und insgesamt ein bisschen herumblödeln. Ein Riesenspaß. Und eine tolle Idee, diese kleinen Momente für die Zukunft festzuhalten. In hundert Jahren (oder vielleicht in fünfzig, zwanzig, zehn, sechs Monaten) werden die Menschen zurückblicken und sich fragen: Was haben die sich bloß dabei gedacht?
     Das ist erstmal alles. Wir sehen uns in New York, wir sehen uns in Frankfurt, wir sehen uns an der USC.


Im Original erschien der Text am 22. August 2003 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.