Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Dieses Jahr habe ich viel Glück gehabt: Ich konnte das beginnende Frühjahr an drei verschiedenen Orten beobachten: in Flagstaff, wo die Bäume gerade ihre Knospen zeigten, in New York, wo letzten Mittwoch sechsunddreißig Grad Celsius herrschten und sich die ganze Natur in heller Aufregung befand (bis der Eisregen kam und ich mit dem großen Vogel vom Kennedy-Airport abhob); und hier, wo wir durchstarten in den Sommer und die Blauen Sonnenbarsche ihre Fortpflanzungsbereitschaft in voller Farbenpracht zeigen. Ich arbeite weiter an neuen Kurzgeschichten, auch wenn der nächste Roman beginnt, sein Recht einzufordern, wie die Leser der L.A. Times wissen werden: Als ich letzte Woche weg war, brachte die Times einen kleinen Beitrag über meine neuen Projekte (ich weiß leider weder, an welchem Tag er erschien, noch habe ihn bisher gesehen). Der Grund für mein Flagstaff-Abenteuer war das Literatur-Festival der Universität von Nord-Arizona (NAU), welches ich sehr genoss, vom Pfannkuchen-Frühstück, bei dem ein Pianist von der Highschool unter anderem Für Elise spielte, bis zu einem Spaziergang auf der Mesa, einem Lunch im Café, einer gemächlich-wilden Party und die Gesellschaft einer ganzen Reihe schlagfertiger Arizonier. Ich habe am Samstagabend (dem dreizehnten) an der NAU gelesen und hab dem Publikum erläutert, dass die NAU einen besonderen Platz in meinem Herzen einnimmt, denn alle meine vier Schwager und eine meiner Schwägerinnen sind auf diese Berg-Universität gegangen (obwohl leider nur drei von den fünfen einen Abschluss gemacht haben). Letzte Woche war ich in New York auf dem »New-York-Times-ist-Buchland-Buch-und-Autoren-Brunch«, zusammen mit John Edgar Wideman, Nancy Milford, Juliet Andrews und Caroline Kennedy – alle ursprünglichen Autoren der geplanten Veranstaltung vom vergangenen Herbst, die wegen der Angriffe auf die Türme des World Trade Centers verschoben worden ist. John Edgar Wideman sprach aus dem Stegreif (und sehr brillant) über diese Angriffe, über die Besitzenden und die Besitzlosen dieser Welt, und über Basketball als Metapher für einige unserer größeren Probleme, die mit Rasse und Identität zu tun haben.
     Nun zu den Neuigkeiten in Bezug auf Veröffentlichungen. Grasset hat gerade in Frankreich den zweiten Band meiner gesammelten Kurzgeschichten herausgebracht, einer Reihe, die nicht nur Erzählungen aus T.C. Boyle Stories beinhaltet, sondern auch aus Schluss mit cool. Der erste Band, der vor zwei Jahren herauskam, hieß 25 histoires d‘amour. Und dieser Band jetzt, der von Robert Pépin und Bernard Lepretre übersetzt wurde, heißt 25 histoires de mort. Es folgt in zwei Jahren 25 histoires bizarres. Weiterhin hat GQ in diesem Monat (April), wie schon im Message Board gebührend gewürdigt wurde, mein kleines Liedchen als Teil ihrer »My Passion«-Reihe gebracht, großzügig ausgestattet mit einem Foto von mir auf Händen und Knien, wie ich den Küchenboden wische, während ein Model mit sehr hübschen Beinen, das meine Frau darstellen soll (das gefiel ihr sehr), über mir steht – kurz gesagt, die Geschichte meines Lebens. Und schließlich hat der New Yorker noch eine der neuen Kurzgeschichten angenommen, Als ich heute morgen aufwachte, war alles weg, was ich mal hatte. Es gibt noch kein Veröffentlichungsdatum, aber ich werde Euch alle darüber in Kenntnis setzen, wann sie erscheint, obwohl natürlich die scharfsinnigen Messagistas immer schon vor mir zu wissen scheinen, wann meine Geschichten in den Handel kommen.
     Darüber hinaus geht Drop City weiter durch die verschiedenen Stadien des Publikationsprozesses und kann pünktlich im nächsten Februar erscheinen; und weiterhin verkaufen wir Rechte an Verlage ins Ausland, hervorzuheben sind England (Bloomsbury), Deutschland (Hanser), Frankreich (Grasset), und die Niederlande (Ambo/Anthos). Ich werde für einige Zeit zum letzten Mal öffentlich auftreten, und zwar am kommenden Wochenende auf der L.A. Times Book Fair (Sonntag um 15:00 Uhr auf dem Campus der University of California, UCLA) und am Abend um 20:00 Uhr für eine Diskussion und eine kurze Lesung, zum Gedenken an den Iowa Writers‘ Workshop (mit Jane Smiley, David Milch, David St. John und Marvin Bell), und zwar im L.A. County Museum of Art, 5905 Wilshire Blvd. Und ich werde natürlich auf beiden Veranstaltungen Bücher signieren.
     Das ist alles. Bis später.


Im Original erschien der Text am 24. April 2002 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.