Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Schnee auf den Bergen! Letzte Woche hatten wir noch mal einen erlösenden Regenschauer, und er brachte uns rekordverdächtige niedrige Temperaturen und eine nette kleine Überschwemmung. War ein gutes Gefühl. Gab mir einen Vorwand, am Abend ein Kaminfeuer zu entzünden, um Sachen zu trocknen und meiner Frau, dem Hund, der Katze und mir selbst Trost zu spenden. Jetzt gerade – zehn Uhr vormittags, am letzten Tag im Februar – ist der Schnee auf den Bergspitzen weggeschmolzen, und die Sonne scheint auf ihre ewige, beklemmende Art, aber es soll bald wieder regnen, vielleicht sogar schon heute Nacht. Ich begrüße das. Ich bin hier in Santa Barbara hauptsächlich auf Grund eines dieser glücklichen Umstände, die das Schicksal uns beschert, gelandet (ich bin westwärts gezogen, als ich meinen Doktor an der University of Iowa gemacht hatte, und die University of Southern California gab mir einen Job, und dann verließ ich vor dreißig Jahren Los Angeles, um nach Santa Barbara zu ziehen), aber die Wahnsinnsdürre hat mich wirklich fertiggemacht. (Siehe meine Geschichte Was Wasser wert ist, weißt du (erst, wenn du keins mehr hast) im Band Sind wir nicht Menschen. Also gut. Ich will mich nicht beschweren. Obwohl die große Überschwemmung letzten Monat den Keller geflutet und mir – dem mit dem Schöpfeimer – eine hartnäckige Infektion am Finger beschert hat, die aussieht wie Lepra und sich auch so anfühlt. Aber hey, wer braucht schon Finger und Zehen?
     Seit meinem letzten Eintrag hier habe ich zwei Reisen unternommen, eine mit dem Auto (nach Boulder City, Nevada) und die andere mit dem Flugzeug nach Savannah zum Book Fest. Boulder City war eine Freude, ein kleines Städtchen, ursprünglich eine Siedlung für die Arbeiter, als in den 1930ern der Hoover(Boulder)-Damm gebaut wurde. Das Savannah Book Fest war ebenfalls ein Vergnügen, klein, überschaubar, entspannt, das Publikum begeistert, das Essen super, die Gesellschaft noch besser. (Das Problem war natürlich die grobe Inkompetenz und die völlige, an Feindseligkeit grenzende Verachtung der Fluggesellschaften gegenüber ihren Passagieren; auf dem Rückweg verbrachte ich wegen einer Computerpanne siebeneinhalb Stunden auf dem Flughafen von Dallas/Fort Worth, was uns solange am Boden hielt, dass ich meinen Anschlussflug verpasste.) Darüber hinaus führen mich meine Reisepläne im April nach L.A. zum L.A. Times Festival of Books, dann im Mai nach Miami, wo die Tournee für Blue Skies beginnt, und danach bin ich im Juni für zwei Wochen in Deutschland gebucht, wo der Hanser Verlag die Übersetzung meines langjährigen Übersetzers und guten Freundes Dirk van Gunsteren veröffentlicht.
     Und dann? Strand, Berge, die Tastatur. In der Zwischenzeit könnt ihr Euch auf eine Vorschau des neuen Romans in Narrative freuen, wo bald eine Leseprobe erscheint. Nicht lange danach haltet Ihr dann ein überwältigendes Etwas in Händen, das man Buch nennt. Es kommt am 16. Mai heraus. Bis dahin lest ruhig andere Autoren und bittet um Regen, gesegneten Regen.


Im Original erschien der Text am 28. Februar 2023 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.