Von T. Coraghessan Boyle
Deutsch von Beate Walz
Ich komme gerade zurück von einer Woche in New York, mit einem Abstecher nach Chicago (um bei Fred Shafers Schreibwerkstatt aufzutreten). Ursprünglich war der Ausflug nach New York vorwiegend als Geschäftsreise gedacht (Treffen mit Verlegern, meinem Agenten, Vertretern von Vikings Verkaufsabteilung), die in unredigiertes Vergnügen übergehen sollte – und so war es auch. Die nördliche Linie des Hudson schneidend, hatte ich einen Blick auf den dickbauchigen Fluss und seine dahinflitzenden Fischerleute (vielleicht standen sie auch still und ich sauste vorbei). Ich verbrachte einige Mußestunden mit alten Freunden in der Gegend von Peekskill, dinierte mit Freunden aus Manhattan in der Oyster Bar im Grand Central Station (nicht zu vergessen das Peekskill-Essen mit Freunden aus Westchester), und lernte etwas über die Blütezeit von Beakons Innenstadt, wo ein paar meiner glasblasenden Amigos kürzlich eine Galerie in einer alten Feuerwache eröffneten. Mein größter Verdruss? Ich habe die Zikaden verpasst. Ich hatte gehofft, sie würden nicht so strikt an ihrem 17-Jahre-auf-die-Minute-Stundenplan festhalten und hätten sich für mich ein wenig sehen lassen, doch ich hatte kein Glück. Allerdings war es mir möglich, ein paar Stunden in den entvölkerten Wäldern von Fahnestock Park mit Wandern zu verbringen, an einen Ort, den ich innig liebe. Das war schön. Ich sah einen Frosch (nur einen), einen Bluegill, eine Baltimore Goldamsel, zwei Ameisenarten. Die Blätter setzten ein kräftiges Aufgebot an Grün ein, und alles Wasser rann. Reichlich. (Wo von Wasser die Rede ist, ich wurde von einigen mächtig beeindruckenden Stürmen beglückt, einem Gewimmel, das mein Flugzeug letzten Freitag erst mit sechs Stunden Verspätung starten ließ.)
Nun zu den Neuigkeiten: Vorabkopien von Dr. Sex (Orig. The Inner Circle) sind im Umlauf, verursachen Beklemmung, Nervenkitzel und eine tiefe und wachsende Vorfreude auf das Erscheinungsdatum der Erstausgabe des Buches, was circa um den 9. September herum sein wird, wie man mir jetzt sagte. Städte auf der Tour, wobei noch einiges offen ist, während mein Publizist das hier zusammenstellt, werden sein – oder vielleicht sein oder mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sein: New York, Boston, Huntington, L.I., Chicago, Minneapolis, Dallas, Denver, Los Angeles, San Diego, San Francisco, Seattle, Portland und Irkutsk (nein, das war nur ein Scherz, Leute – und bitte nehmt meine Entschuldigung dafür an, Ihr eingefleischten Irkutsker, dass ich einen Witz auf Eure unterkühlten Kosten mache). Wie zuvor berichtet, Granta #85 ist bereits mit einem Buchauszug [von Dr. Sex) erschienen und der amerikanische Playboy wird meine Kurzgeschichte Gegen die Wand in der August-Ausgabe veröffentlichen. Meine Weihnachtsgeschichte Drei Viertel des Wegs zur Hölle sucht noch ein Zuhause (ich liebe das Teil, aber da es vielleicht den Verlegern ein wenig zu sehr im Kropf steckt, werde ich etwas Konventionelleres, Weihnachtlicheres wählen, wir werden sehen), und haltet bitte demnächst Ausschau nach Berichten in der New York Times Book Review und The New Yorker, im ersten Fall nach schlechten Kritiken und im zweiten Fall nach unerhörten Ferien. Wie im Message Board ordnungsgemäß vermeldet wurde, sind zudem einige Anthologien erschienen, mit verschiedenen Storys von mir, unter anderem ein Bruce Springsteen gewidmetes Buch bei Penguin (Greasy Lake) und Susan Zakins Naked, eine Zusammenfassung von geschriebenen Werken über die Natur (Hundologie). Zu guter Letzt (siehe oben), weil ich wirklich finde, dass ein wenig Farbe hier jeden Monat unverzichtbar ist, wollen wir Euch zwei neue Bilder zeigen: Ein Foto von mir (nach der Tour), auf dem ich entweder cool aussehe oder schwermütig oder halbtot, ich kann nicht sagen, was davon; und ein nettes kleines Bild vom Bloomsbury-Cover für The Inner Circle, basierend auf dem Foto von Viking für den britischen Buchmarkt. Viel Spaß.
Im Original erschien der Text am 28. Mai 2004 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Beate Walz.