Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Manchen Menschen tut Veränderung gut. Mir nicht. Ich liebe die Routine, liebe es, Tag für Tag dasselbe zu tun, zur selben Zeit, am selben Ort. Nachdem die Tourneen für Blue Skies nun zu Ende sind, sieht ein typischer Tag für mich folgendermaßen aus: um sechs aufstehen, mit dem Hund am Strand spazieren gehen (und dabei Treibholz fürs Kaminfeuer im nächsten Winter sammeln), Frühstück, für zwanzig Minuten aufs Ohr legen, etwa bis zwei Uhr arbeiten, dann Gartenarbeit, nochmal mit dem Hund zum Strand um zu schwimmen und ein bisschen im Schatten des Eukalyptusbaums, der über den Strand ragt, zu lesen, dann nach Hause zum Abendessen, ein Buch, ein Film (wir haben seit neuestem den Kanal Criterion Collection abonniert), um Punkt 23:30 zu Bett. Sommer, süßer Sommer. Nirgendwohin müssen, nichts erledigen müssen, außer es sich gemütlich zu machen. Der Hund findet das gut. Die Katze findet das gut. Meine Frau – die Respekt einflößende Frau B. – findet das gut. Die Zeit fürs Reisen wird kommen, im Herbst, einschließlich einem Trip zu meiner Alma Mater für eine Lesung Ende Oktober und einer gemütlichen Fahrt durch die Adirondacks, um zu schauen, wie Blätter aussehen, wenn sie nicht einfarbig grün sind.
     Was Neuigkeiten betrifft: Die dritte der sechs neuen Erzählungen, The End Is Only A Beginning, wurde in der Ausgabe vom 21. August des New Yorker veröffentlicht (die erste erschien letzten November in dieser ehrwürdigen Zeitschrift und die zweite in der Juli-Ausgabe des Esquire). Dies ist die vierte in einer Reihe von Geschichten über Francis X. Riley, ein früheres Alter Ego des Autors, und sie handelt von Schuldzuweisungen (und Schuldgefühlen) wegen der Ausbreitung von COVID zu Beginn der Pandemie, als wir alle so verängstigt und unsicher waren. (Meine andere COVID-Geschichte, The Thirteenth Day, erschien im Esquire im Februar des vergangenen Jahres und ist in der letztjährigen Sammlung, I Walk Between the Raindrops, enthalten.) Jedenfalls hoffe ich, Euch gefällt die Geschichte; Ihr findet sie auf der Website der Zeitschrift, ebenso wie eine Audio-Datei, in der der Autor sie im Studio vorträgt.
     Eine letzte Anmerkung: Der winzig kleine optimistische Hoffnungsschimmer am Schluss von Blue Skies überschneidet sich mit etwas, das wir beschönigend als das wahre Leben bezeichnen: Dieses Jahr war ein Spitzenjahr für die Monarch-Falter hier im Garten. Die prächtigen fetten Raupen haben die Wolfsmilch-Pflanzen so schnell wie wir sie pflanzen konnten in Kot verwandelt, und bis jetzt haben wir vielleicht fünfzig Falter schlüpfen und davonfliegen sehen. Auch sie mögen die Routine. Und eine der Freuden dieses Sommers ist, dass die Bedingungen für ihr Gedeihen, zumindest vorübergehend, zurückgekehrt sind. Ich wünsche ihnen alles Gute.

P.S. Ich möchte nicht vergessen, das Neueste von unserem jetzigen Hurricane – Hilary – anzufügen, der Mitte des Monats ungewöhnliche Regenfälle in diese Gegend gebracht hat. Südlich und östlich von hier gab es heftige Regenfälle, mancherorts unwetterartig, aber hier in Santa Barbara bekamen wir nette höfliche 10 Millimeter, sachte fallend, und kein Wind. Noch etwas, wofür wir dankbar sein sollten.


Im Original erschien der Text am 30. August 2023 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.