Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Ich bin vom Berg herabgestiegen und wünsche Euch allen einen frohen Neujahrstag (um nicht zu sagen ein frohes, glückliches, gesundes und ertragreiches neues Jahr). Ich konnte den nassesten Dezember der letzten drei Jahre genießen, konnte beobachten, wie der Himmel sich öffnete und die ausgedörrten Sierras aufs Neue befeuchtete, wanderte im tiefsten Walde auf größtenteils gefrorenem Schnee und sank nur gelegentlich bis zum Schritt ein. Vormittags arbeitete ich an neuen Kurzgeschichten und machte mir auch ein paar Gedanken über einen neuen Roman. Ich hoffe, ich kann zumindest während der ersten Hälfte des Jahres Geschichten schreiben, doch ich habe vielleicht ja auch schon die ersten Anfänge des neuen Romans. Die Zeit (und ein bisschen vorbereitende Recherche) wird es zeigen. Und inzwischen genieße ich wieder die Kurzform. Und das Lesen. Über die Feiertage habe ich einige Bücher gelesen, darunter eine Denkschrift von Donald Hall, Life Work, und (zum dritten Mal im Verlauf der, sagen wir, letzten drei Jahrzehnte) Papa Hemingway von A.E. Hotchner. Von letzterem habe ich ein altes gebundenes Exemplar auf dem Bücherregal in meiner Hütte gefunden und konnte nicht widerstehen, obwohl ich die lange und traurige Geschichte nur zu gut kenne. Diese beiden Bücher bilden einen wunderschönen Kontrast, das erste zeigt dir, wie man leben sollte und das zweite, wie nicht. Es steckt etwas Großes in Hemingway’s Absturz, das mich immer wieder in seinen Bann zieht. Und ich habe ein altes Lieblingsbuch erneut gelesen: Leonard Michaels‘ richtungsweisende Kurzgeschichtensammlung von 1975, I Would Have Saved Them If I Could.
     Was die Neuigkeiten betrifft: Ich habe den Frühjahrskatalog 2002 des Hanser Verlags erhalten, mit folgender Information: Sie werden After the Plague (Schluss mit Cool), in der hervorragenden Übersetzung von Werner Richter, noch in diesem Monat herausbringen. An weiteren Entwicklungen gibt es nicht viel zu berichten, jedoch erwarte ich bald Neuigkeiten in Bezug auf Film und Veröffentlichungen. Und das war’s eigentlich. Aber bevor ich Lebewohl sage, verrate ich Euch meinen Vorsatz für’s Neue Jahr: mit dem Rauchen aufzuhören. Da ich nie geraucht habe (wenn man die halbe Kippe nicht zählt, die ich zusammen mit drei anderen Zwölfjährigen vor ein paar Jahren hinter Bobby Meyer’s Haus geraucht habe), glaube ich nicht, dass das allzu schwer werden wird.
     Ciao.


Im Original erschien der Text am 01. Januar 2002 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.