Von T. Coraghessan Boyle
Deutsch von Ulrich Tepelmann
Es ist wieder der 1. April und ich kann mich kaum dazu aufraffen, Witze zu machen, so trostlos, unharmonisch und erschreckend ist die Welt in letzter Zeit. Ukraine, die BA.2-Variante, die Dürre im Westen der Vereinigten Staaten, die die ersten zweiundzwanzig Jahre dieses Jahrhunderts zur trockensten Periode im Südwesten seit zwölfhundert Jahren macht. Als ich 2014 um diese Jahreszeit die Geschichte You Don’t Miss Your Water (Til the Well Runs Dry) schrieb, machte ich mir einen Spaß aus unseren schlimmsten Befürchtungen, die sich inzwischen ein Dutzend Mal bewahrheitet haben. Lasst mich nicht damit anfangen. Erinnert Ihr Euch an meinen Roman Ein Freund der Erde, in dem es um die globale Erwärmung und eine virale Pandemie im Jahr 2000 ging? Oder an die Geschichte Surtsey aus der Sammlung The Relive Box? Die Zukunft ist da, und sie ist gar nicht so lustig. Wir werden in Kalifornien brennen, wieder und wieder. Aber hier ist die gute Nachricht: Selbst wenn ich verkohlt wie ein Brikett in meinem Bett liege, wenn die Waldbrände über uns hinwegfegen, werden wenigstens einige von Euch das Szenario meines im nächsten Jahr erscheinenden Romans Blue Skies genießen können, der diese zerstörte Umwelt zehn Jahre in die Zukunft verlegt. Und ja, schon gut, es ist lustig, aber nur per Definition. Also, einen schönen 1. April.
Damit komme ich zu den Neuigkeiten, der Daseinsberechtigung dieses Blogs, in dem ich jeden Monat Neuigkeiten präsentiere, die bis ins Jahr vor der Veröffentlichung von Ein Freund der Erde zurückreichen, und die hier in einem delirierenden Durcheinander von Ereignissen, Gedanken und Witzen aus nunmehr dreiundzwanzig Jahren archiviert sind. Zuerst die Nachricht, dass mein aktueller Roman Sprich mit mir im Juni als Taschenbuch erscheinen wird, und danach, im September, wird die neue Kurzgeschichtensammlung I Walk Between the Raindrops veröffentlicht. Big Mary, eine der Geschichten in dieser Sammlung, ist gerade in der aktuellen Ausgabe von Narrative online erschienen. Sie wird von einem Musiker in einer Barkapelle erzählt und ist anzuhören wie ein Bluesstück, wenn auch nicht ganz so wie meine Robert-Johnson-Geschichte Stones in My Passway, Hellhound on My Trail. Der Blues. Ich liebe den Blues.
Nachdem ich das Euch das letzte Mal geschrieben hatte, unternahm ich meinen ersten Ausflug in die Hölle der Flugreisen, eine Reise Anfang des Monats, die mich nach Tennessee Tech führte, um eine Lesung zu halten, und dann nach Tucson, um dasselbe auf der Tucson Book Fair zu tun. Es war sehr belebend, wieder auf der Bühne zu stehen und mit einem Publikum zu interagieren. Ich habe es geliebt. Ich will mehr davon. Aber die Flüge! Mehr denn je ein Albtraum (könnt Ihr sagen: »Verspätung«, »verpasster Anschluss«, »wie wild durch die Flughäfen rennen und trotzdem den Flug verpassen«?) Im College gab es einen Typen, der sich ständig beschwerte, alt vor seiner Zeit. Wir nannten ihn den Great Complainer oder kurz G.C.. Jetzt habe ich seine Rolle übernommen. In nächster Zeit stehen jedoch zwei weitere Flüge und mit dem L.A. Times Festival of Books eine weitere Buchmesse an. Nächste Woche, wenn ich so lange lebe, bin ich hoffentlich am Elizabethtown College in Pennsylvania, und Anfang Mai hoffe ich, für eine Lesung und ein wenig Nostalgiepflege wieder in Iowa City zu sein, bevor ich schließlich nach New York weiterfahre, um meinen Agenten und meinen Verleger zu treffen.
Bis dahin wünsche ich Euch allen große Becher der Freude, um das langsame, stetige Schleichen des weltlichen Elends auszugleichen.
P.S. Für eine echte Dosis Aprilscherz gibt es hier meinen Blogeintrag vom 1. April 2016, dem ersten Tag von Donald J. Trumps selbstsüchtiger Präsidentschaft.
Im Original erschien der Text am 01. April 2022 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.