Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Sabine Anders

 

Wenn der letzte Blogeintrag sich mit Reisen befasste und mit der Freude (und dem Frust) darüber, dem Schreibtisch, dem Computer und der Arbeit an dem aktuellen Roman zu entgehen, so muss ich jetzt ein Loblied auf die Stabilität und die Arbeit als tägliches Regime singen (das ist besser für dich als Multivitamintabletten und fettarme Milch). Ich bin am Mittwoch spät hierher zurückgekehrt nach neun Tagen Isolation in den Bergen, wo ich ohne Ablenkung durch das reale Leben in guten fünf-Stunden-Tagen an dem neuen Roman geschrieben habe, nach denen der Hund und ich uns tief in die Wälder begaben, um herumzutollen und nachzudenken, bevor wir uns auf den langen, waldigen Rückweg zur Hütte machten, wo ich mir etwas Rotwein genehmigte und sie sich für ein Nickerchen zusammenrollte. Abends nahm ich einen Löffel von dem riesigen Topf Marinara-Soße, den ich am ersten Tag gemacht habe (serviert auf gedünstetem Spinat und Pasta), setzte mich dann an den See, um ein Buch zu lesen und die Moskitos zu füttern, bis die Nacht anbrach, woraufhin ein alter Videofilm auf dem Programm stand, dann eine Runde um den See mit dem Köter, und dann bin ich ins Bett gefallen, wo der Vollmond mich durch die Fenster, die von der Decke bis zum Boden reichen, in ein silbernes Licht tauchte. Es war schön. Sehr schön. Ich habe jetzt mehr als ein Drittel des Buches fertig und schon vor Augen, wie sich zukünftige Szenen abspielen. Kurz gesagt: Ich bin zufrieden. Und glücklich.
     Aber natürlich ist Glück in Anbetracht der Lebensbedingungen auf diesem Planeten immer getrübt. Trüben wir es jetzt, indem wir von der Dürre sprechen, die uns Kalifornier im Griff hält. Sie tritt am deutlichsten auf meinem Berg zutage, wo der See (menschengemacht und mehr als 200 Meter lang) jetzt so wenig Wasser hat, wie ich es noch nie gesehen habe. Schwimmen ist für mich nicht drin, außer ich will mir den Bauch am Grund aufschürfen, was ich nicht tue, und kein Raum zu atmen für die Lebewesen im Wasser, die Gefahr laufen, diesen Winter festzufrieren, wenn die niedrigen Temperaturen sich gegen den Regen durchsetzen. Flüsse trocknen aus. Der Wald ist Zündholz. Ein Vorteil ist, dass die Enten anscheinend prächtig gedeihen, die erste der beiden Familien hat fünf Küken, die zweite elf. Und ja, ich weiß, Küken schmecken gut, und ich bin sicher, dass mehr als nur einige wenige von ihnen Opfer der Kojoten, Wiesel und Habichte werden, aber noch ist alles in Ordnung im Entenland.
     Was Veröffentlichungen und Tour-News angeht, habe ich gehört, dass die neueste Kurzgeschichte, The Marlbane Manchester Musser Award, jetzt in der aktuellen Ausgabe vom Playboy erschienen ist. Ich habe noch kein Autorenexemplar bekommen, aber ein paar der Forummitglieder haben sich die Zeitschrift gekauft und sich die Geschichte einverleibt. Es gab bereits einige Diskussionen darüber im Forum, wodurch ich überhaupt entdeckt habe, dass die Geschichte veröffentlicht worden ist. Viel Spaß damit. Ich habe auch gehört, dass wir einen weiteren Termin zur deutschen Lesereise hinzugefügt haben, der auf das »Eine Stadt, ein Buch«-Programm in Wien im September folgt. Der Termin ist in der ehrenwerten – und riesigen und einladenden – Muffathalle in München und wird am Samstag, den 21. September, stattfinden (zusätzlich zu den Terminen in Hamburg, Berlin, Stuttgart und Köln in der Woche davor). Wir sehen uns dort, Leute.

P.S. Das Foto anbei zeigt den Buchrücken und die Rückseite von T.C. Boyle Stories II. Das ergänzt den Schutzumschlag, dessen Vorderseite – mit dem Jamieson-Fry-Foto des Autors – ich mit dem Blogeintrag vom 31. März veröffentlicht habe und die Ihr Euch hier anschauen könnt.


Im Original erschien der Text am 01. Juli 2013 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Sabine Anders.