Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Ich war in Versuchung, gestern zu posten und Euch ein Update des Eintrags vom 1. April des vorigen Jahren zu geben, aber das Weiße Haus hat mich leider nie wieder angerufen, auf dass ich meine Rolle als Lehrer wiederaufnähme, und deshalb muss ich Euch heute wohl leider echte Neuigkeiten erzählen. Neben meinen normalen Tätigkeiten, die ja viele von Euch auf Twitter verfolgen (wie das Einsammeln von Ratten, das Hochhalten des Gedankens, dass alles zerfällt, das Erfüllen der Befürfnisse meiner Frau, dabei das Wohlergehen der Barkeeper hier in meinem kleinen Dorf im Auge behaltend) habe ich angefangen, neue Kurzgeschichten zu schreiben. Wenn Leute mich fragen, am wievielten Buch ich arbeite, sage ich: »Am dreißigsten«, obwohl das neunundzwanzigste noch gar nicht geschrieben ist. Das ist, weil ich so wie immer vorhabe, in den kommenden Monaten ein halbes Buch mit Kurzgeschichten zu schreiben, bevor ich mich dem nächsten Roman zuwende, und danach dann das Buch mit Geschichten zu vollenden. Natürlich sind viele Annahmen dabei und dazu die üblichen Vorbehalte, die Zerbrechlichkeit des Lebens auf dem Planeten Erde betreffend, und über das Verteilen des Fells des Brontosaurus, bevor er erlegt ist, also schau’n wir mal. Die zwei neuen Kurzgeschichten – die zweite ist erst vor drei Tagen fertig geworden – sind The Apartment und I Walk Between the Raindrops. Ich lasse es Euch wissen, wenn sie in Druck gehen.
     Sowohl hier wie auch im Ausland laufen die Vorbereitungen an für die Veröffentlichung des neuen Romans, Das Licht, der vorwiegend in den frühen 1960er Jahren spielt und sich mit den Experimenten mit Lysergsäurediethylamid beschäftigt, und was das für die westliche Gesellschaft bedeutete. Das Buch wird im Januar in deutscher Übersetzung herauskommen (Hanser) und die amerikanische (Ecco) und die britische Ausgabe (Bloomsbury) im März, danach kommen weitere Sprachen. Warum Germany first? So funktionieren nun mal Verlagsplanungen (und es zeugt von den übermenschlichen Fähigkeiten meines schwer arbeitenden Übersetzers Dirk von Gunsteren), außerdem gibt es dem Hanser Verlag einen Vorsprung bei den Verkäufen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor dem englischsprachigen Text, den viele meiner Leser dort ebenfalls erwerben möchten. Inzwischen hat mein langjähriger französischer Verleger, Grasset, Les Terranautes herausgebracht, in der Übersetzung von Bernard Turle, mit dem faszinierenden Cover, das Ihr hier auf dieser Seite seht.
     Und das Wetter? Ja, wir hatten eine weitere einwöchige Evakuierungsanordnung hinter uns, als ein heftiger Sturm den nackten Hängen, die sich über uns auftürmten, Regen brachte, aber glücklicherweise hat er keinen Schaden angerichtet, der die Tragödie vom Januar noch verschlimmert hätte. Und dann war alles wieder – eigentlich schon unheimlich – still und ruhig und sicher und, wie immer wenn ein sanfter Regen auf ausgedörrtes Land fällt, segensreich.


Im Original erschien der Text am 02. April 2018 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.