Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Schriftsteller haben keine freien Tage, zumindest nicht solche Zwangsneurotiker wie ich. Trotzdem habe ich letzte Woche einen kleinen Ausflug die Küste rauf gemacht, in der Absicht, mich gleichzeitig zu erholen und zu arbeiten (besser gesagt: erholen, dann arbeiten, dann erholen), und das war, nun ja, so weit ganz in Ordnung. Manchmal schärft so eine Ortsveränderung den Blick. In diesem Fall hat es bis zu einem gewissen Grad auch funktioniert, aber der fatale Fehler war, dass das Hotel eine wackelige Internetverbindung hatte. In den alten Zeiten schrieben die Leute mit einem in Tinte getauchten Federkiel auf Pergament, und in neueren alten Zeiten schrieb ich auf einer tragbaren Olivetti-Schreibmaschine, doch leider Gottes, jetzt, wo es so einfach ist, an Informationen zu kommen und Perfektion zu erreichen, bin ich süchtig danach, elektronisch zu schreiben. So ist es nun mal. Ich bin durch die Wälder spaziert, hab‘ auswärts gegessen, bin im Pool geschwommen, hab‘ mich mit Frau, Sohn, Tochter, kleinem Enkelsohn und Hund amüsiert, doch meine Arbeitsergebnisse waren weniger erfreulich. Beschwere ich mich etwa? Natürlich, aber sicher doch; jedoch muss man die Dinge von der richtigen Warte aus sehen. Ich bin jetzt so ungefähr etwa fast zu zwei Dritteln mit dem nächsten Roman fertig und werde mich ranhalten, ihn zu Ende zu bringen. Bleibt dran. Wir werden sehen.
     Sehr schön ist, wie ich inzwischen erfahren habe, dass Esquire meine COVID-Geschichte The Thirteenth Day Anfang nächsten Jahres bringen wird. Ich habe die Geschichte ganz am Anfang der Pandemie geschrieben (sogar noch bevor sie zur Pandemie erklärt worden war), im März letzten Jahres, doch mein Agent meinte, es sei zu heikel, sie zu der Zeit zu veröffentlichen, wenn man bedenkt, wie die Dinge sich entwickelten. Also blieb er erstmal drauf sitzen. Bis jetzt. (Er sitzt übrigens durchaus auch auf Stühlen.) Ich bin sehr froh, dass die Geschichte in Druck geht, bevor sie dann in der nächsten Kurzgeschichtensammlung erscheint, die für Ende nächsten Jahres geplant ist, und ich bin ebenso froh, dass Esquire, das erste »Hochglanzmagazin«, das eine meiner Geschichten damals in den 1970ern gebracht hat (Ein Herz und eine Seele), wieder Erzählungen druckt. Meine letzte Kurzgeschichte in der Zeitschrift war vor zwei Jahren What’s Love Got To Do With It, aber davor gab es etliche Jahre, in denen das Magazin keine Belletristik abgedruckt hat. Hallelujah also! Sie sind wieder da, und ich auch.
     Nun zu einer anderen Front: Ich habe erfahren, dass mein spanischer Verlag, Impedimenta, diesen Herbst Una libertad luminosa (Das Licht) in der Übersetzung von Jon Bilbao herausbringen wird, also können meine spanischsprachigen Leser meinen letzten Roman lesen und genießen, während wir hier in den USA auf Sprich mit mir warten. Ich hoffe sehr, meine Übersetzer haben weiterhin jede Menge zu tun.
     Summertime. Hitzewellen. The fish are jumpin‘ and the cotton’s high. Für die, die mir auf Twitter folgen: Ich habe neulich eine Sommergeschichte gepostet, eine der wenigen, die autobiographische Elemente enthalten: Tod in Kitchawank. Viel Vergnügen.


Im Original erschien der Text am 04. Juli 2021 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.