Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Sabine Anders

 

Jetzt bin ich mal dort, wo ich bei dieser günstigen Gelegenheit sein sollte, nachdem ich mich speziell deswegen aus den Bergen herunter gewagt habe, um den elften Geburtstag meiner Website mit Euch zu feiern – Ihr unvergleichlichen Diskussionsteilnehmer, stillen Teilnehmer und Pizzaliebhaber. Der Nostalgie zuliebe ging ich auf das Nachrichtenarchiv und klickte den allerersten Blog an, den zu schreiben ich mein ganzes Leben geträumt habe (oder mindestens ein halbes Jahrzehnt, bevor ich den Ausdruck zum ersten Mal gehört habe). Es ist interessant festzustellen, dass ich meinen Zielen für diese Seite treu geblieben bin, die sich ganz von selbst viel weiter entwickelt hat, als ich mir je hätte träumen lassen. Ich habe allerdings auch festgestellt, dass ich damals meine Tournee in Australien verfrüht angekündigt habe, die ich leider aus Gründen, an die ich mich nicht mehr erinnere, absagen musste – ich weiß nur noch, dass ich damals (wie heute) von diesen ganzen Meilen, die dabei anfallen, überwältigt bin. Ach, Ihr herrlichen Australier, bitte verzeiht mir! Ich hoffe, dass ich Euch alle irgendwann besuchen werde und dass ich dann nicht nur in einem Hotelzimmer in Sydney herumsitze und eine Runde Interviews gebe, sondern rausgehe und mich schmutzig mache – im Outback und im Inback, dass ich dann aufgewühlt bin und schäume und mit den ganzen pelzigen Kreaturen feiere und obendrein vielleicht sogar auf ein paar von diesen alten Salzwasserkrokodilen reite. Davon abgesehen – den Kreis hier ausweitend – lasst mich bei dieser Gelegenheit, die mich Demut lehrt, Euch allen auf der ganzen Welt viel Glück wünschen. Geht einen heben. Geht eine heben. Oder, je nach dem, geht einen heben, der nicht aus Glas ist.
     Eine kleine Neuigkeit, die ich Euch direkt aus dem bluttropfenden Zähne- und Klauenbereich der Natur zuwerfe: Die wieder einmal säugende Waschbärin, die in dem Haus in den Bergen drei Stockwerke überwand, um an das Vogelfutter und den Schrot zu kommen, hat sich so sehr an den Platz gewöhnt, dass sie jetzt immer mehrere Stunden pro Nacht dort verbringt, ganz froh, nehme ich an, dass sie ihre anspruchsvolle, flohgeplagte, hinten in ihrem Schlupfwinkel untergebrachte Nachkommenschaft dann los ist. Leider hat sie in ihrer großen Freude und übergreifenden Ruhe meinen anderen kleinen Freund, das fliegende Eichhörnchen, geschnappt und aufgegessen. Übrig geblieben sind nur ein ordentlicher, kleiner Haufen von Eichhörnchen-Innereien und ein unverdautes Blatt (vom verstorbenen Eichhörnchen unverdaut, heißt das) und ein bisschen Fell. Alles andere, sogar einschließlich des Schädels, wurde aufgegessen. Mahlzeit. Und ich werde nicht einmal erwähnen, dass ich nur eine warnende Schrecksekunde (nicht so schnell, sagte ich mir) davon entfernt war, den Bär zu überfahren, als er oder sie in gestrecktem Galopp über die dunkle Straße flüchtete.
     So, das war’s. Ich werde mich bald wieder mit Neuigkeiten von Veröffentlichungen zurückmelden, die am Überlaufen sind. Und bitte genießt das Foto anbei, von dem ich wünschte, dass man darauf die gefräßige Waschbärin oder den sprintenden Bär sehen könnte, das aber stattdessen leider das Cover vom neuen Roman, Wenn das Schlachten vorbei ist, zeigt, nach dem sich einige Diskussionsteilnehmer erkundigt haben. Es ist eine vollendete Tatsache. Ich hoffe, es gefällt.
     Ciao.


Im Original erschien der Text am 04. August 2010 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Sabine Anders.