Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Sabine Anders

 

Es gibt nicht viel zu berichten, außer dass Gott offensichtlich nicht will, dass ich Boogiesurfen gehe. Letztes Jahr im Frühling, als ich von einer ausgedehnten Feier in New York zurückkehrte (die das Immunsystem schwächte, nicht nur meines, sondern das des gesamten Planeten), schlich ich mich für drei Tage an die Küste, um in einer kleinen Stadt an einem Strand, an dem die Wellen genau richtig sind, ins Meer einzutauchen. Doch ich wurde krank und konnte nicht ins Wasser gehen. Also wartete ich, bis die Touristensaison vorbei war, und schlich letzte Woche an denselben Ort zurück. Ja. Eure Vermutung stimmt. Wieder krank. Ein Kratzen im Hals am Abend, bevor ich losfuhr, gefolgt von grippalem Befinden und so, nichts mit Eintauchen in die kalte Brandung.
     Ich habe es jedoch geschafft, den Schluss der zweiten meiner neuen Kurzgeschichten mit dem Titel The Silence in die Tasten zu hämmern, genauso wie diese perfekt geformten Wellen an die Küste hämmerten und dabei ihren Rhythmus auf mein an den Stuhl gefesseltes Selbst übertrugen.
     Was ich jetzt mache, außer dass ich mich gut erhole, danke, und jeden Tag drei Stunden damit verbringe, aus Brandschutzgründen im Wald totes Gehölz zu schlagen, ist, dass ich die goldenen Herbsttage genieße (»Jahreszeit der Nebel und milden Reife/Enger Busenfreund der Vollendung gebenden Sonne« – John Keats, Ode to Autumn), während ich anfange, an meinem dreiundzwanzigsten Buch zu arbeiten. Obwohl es sich dabei eigentlich formal gesehen um den nächsten Roman nach Wenn das Schlachten vorbei ist handelt, ist es das dreiundzwanzigste Buch, weil die Geschichten aus diesem Herbst aller Wahrscheinlichkeit nach von dem besagten Roman unterbrochen werden und so auf ihre Fertigstellung im nächsten Jahr warten müssen. Aber ich greife mir selbst vorweg. Ich bin ganz einfach glücklich, wieder an Geschichten zu arbeiten und mich in den Herbst hinein zu entspannen, von dem Keats nie geahnt hätte, dass er gleichzeitig die Jahreszeit von eindeutig gar nicht milden Feuersbrünsten ist.
     An der Veröffentlichungsfront tut sich auch etwas: Mein langjähriger Verleger Viking und mein scharfsinniger, vitaler, Berg-und-Tal-kletternder Lektor Paul Slovak haben sich darauf geeinigt, wie viele von Euch wissen, Wenn das Schlachten vorbei ist im März 2011 herauszubringen, gleich nach der Taschenbuchausgabe von Die Frauen kurz nach Weihnachten und der gebundenen Ausgabe von Wild Child in der dritten Januarwoche von diesem schnell näherrückenden Zeppelin eines Jahres, 2010. Und wenn Ihr das für gute Nachrichten haltet, lasst Euch sagen, dass in Slowenien große Freude herrscht, weil dort zum ersten Mal eines meiner Bücher (Die Frauen) in einer slowenischen Übersetzung erscheinen wird.
     Was noch? Na ja, natürlich war ich mit dem Puli (ungarischer Wasserhund) am Strand joggen (nicht an dem Strand die Küste aufwärts, den ich nicht verraten werde, sondern an dem Strand am Ende der Straße hier, ein sehr schöner Strand, aber mit Wellen, die nicht einmal mangelhaft sind). Das dazugehörige Foto, mit freundlicher Genehmigung von Roy Corsell, der zu Besuch war, bis vor kurzem in New York weilte und jetzt in Las Vegas, zeigt den richtigen Griff, um die Dreadlocks eines durchschnittlichen Pulis zu entsanden. Von welcher Rasse Darda ein leuchtendes Beispiel ist, wie Ihr sehen könnt.
     Jetzt gehe ich mir aber erst einmal den Kopf über die nächste Geschichte aus der Reihe zerbrechen, in der Hoffnung, dass es wie immer eine nächste und sogar eine übernächste geben wird. Man weiß nie. Wir wissen, wo sie hingehen, diese Geschichten – aufs Papier, in die Köpfe der Leser, hinaus in die geschäftige Welt, wo sie vergessen werden – aber wir wissen nie, wo sie herkommen. Oder ob sie kommen.

PS: Bevor ich es vergesse, nehmt bitte zur Kenntnis, dass ich am 16. Oktober beim New York Festival auftreten werde, zusammen mit Mary Gaitskill, einer Schriftstellerin, deren Werk ich liebe, und am 17. Oktober im Paramount Theater in meiner Heimatstadt Peekskill, im Rahmen des 400. Jahrestages des Hudson Valley. Und lasst mich die Italiener nur ein bisschen herzlich grüßen, die gerade Le Donne aus Feltrinelli veröffentlicht haben, mit dem wunderbar fantasiereichen Kunstwerk, welches letzten Winter die Titelseite der Besprechung von Die Frauen in der New York Times zierte.


Im Original erschien der Text am 04. Oktober 2009 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Sabine Anders.