Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Hallo. Ich wende mich heute in erster Linie an meine französischen Leser. Morgen abend breche ich nach Paris auf, ich gebe der Presse dort Interviews wegen der Veröffentlichung von 25 Histoires D’Amour im Verlag Grasset. Diese Zusammenstellung gibt es nur in Frankreich und sie beinhaltet viele der Erzählungen aus der »Love«-Abteilung von T.C. Boyle Stories, sowie neue Geschichten aus der Sammlung Schluss mit cool, die in den USA nicht vor Herbst nächsten Jahres erscheinen wird. Zum Beispiel sind die beiden ersten Geschichten – Termination Dust und She Wasn’t Soft – hier nur in Zeitschriften erschienen. Grasset wird die beiden folgenden Bände – Histoires De Mort und Histoires Bizarres – im Laufe der nächsten vier Jahre herausbringen; Ein Freund der Erde, in den USA für den ersten September geplant, wird jetzt gerade von Robert Pépin übersetzt und wird wohl nächstes Jahr in Frankreich erscheinen. Ich habe schon ein Interview mit Paris Match geführt; ich trete nächste Woche in einer Sendung im Canal+ auf, die schon aufgezeichnet ist: Nulle Part Ailleurs. Darüber hinaus, mal sehen, was kommt.
     Diese Liebesgeschichten sind, wie Ihr Euch vielleicht vorstellen könnt, nicht ganz das, was man erwarten kann von einem Buch, das am Valentinstag erscheint, Ja, es sind Geschichten über heterosexuelle Liebe zwischen Mitgliedern unserer eigenen Spezies dabei, einige davon zart, einige extrem abartig, aber auch welche über Liebe im Alter, Liebe von Tieren, Hundeliebe, Kindesliebe usw., nicht zu reden von zwanghafter, bösartiger und tödlicher Liebe. Nicht dabei ist die Geschichte im New Yorker, die unten erwähnt wird, weil sie zu neu ist, um es in diese Ausgabe geschafft zu haben. Ich hoffe, sie bei Death unterzubringen, da sie genauso von Tod wie von Liebe handelt. Da ich die Lesung dieser Geschichte (The Love of My Life, siehe unten) verpasst habe, waren die Herausgeber des New Yorker so freundlich, mir einen Bericht von der Lesung zu schicken, der in The Hollywood Reporter vom Dienstag, den 25. Januar, Seite 18, erschienen ist. Ich zitiere daraus:

»… es war das Zusammentreffen von Camryn Manheim (aus ›Die Anwälte‹) mit der letzten Arbeit des sardonischen Romanciers T. Coraghessan Boyle, … das für Emotionen sorgte. Die Geschichte ›The Love of My Life‹ ist bislang die erste aus der Reihe ›Fiction Live‹, die veröffentlicht worden ist.«
     »Manheim begann ganz harmlos, räusperte sich, machte ein wenig Small Talk, justierte sich selbst und den Mikrofonständer, um dann ganz plötzlich mit der entzückenden Geschichte von zwei in Liebe entbrannten Oberstufenschülern und ihren peinlichen Versuchen herauszukommen, sich in elterlichen Autos und riesengroßen Schlafzimmern zu lieben. Aber an einer bestimmten Stelle der Erzählung wurde es schlagartig düster, mit unerwünschter Schwangerschaft und einer Geburt in einem heruntergekommenen Motelzimmer und der Entsorgung des Neugeborenen draußen im Müllcontainer.«
     »Ohne Modulation oder Spuren von Ironie sprang die Autoren hin und zurück zwischen der verwirrten Stimme des werdenden jungen Vaters und der Rolle der jungen Mutter, die die ›fremde‹ Brut ›nicht mehr in mir‹ haben wollte. Der Horror und das Pathos der verzweifelten Lage der Protagonisten lag offen zutage. ›Love‹ endete nicht mit einem Knall, sondern mit einem trostlosen Wimmern. Und alle im Saal waren fertig mit der Welt.«

Soweit ich weiß, wird diese Geschichte in der Ausgabe vom 28. Februar erscheinen.
     Amitiés.


Im Original erschien der Text am 06. Februar 2000 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.