Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Nachdem ich die vergangenen sechs Wochen wie ein literarischer Mönch gelebt hatte, habe ich nun vor zwei Tagen den neuen Roman, Old Night (wurde dann als Drop City veröffentlicht; Anm. d. Übers.) fertiggestellt. Und das ist gut so, besonders da die Tournee für Ein Freund der Erde sonst eine gewaltige Unterbrechung bedeutet hätte. Jetzt kann ich mich also aufmachen und Lesungen und Interviews geben, in der Gewissheit, dass das den Roman nicht mehr stören kann (so wie das durch die amerikanische und die deutsche Tournee für Ein Freund der Erde der Fall war). Für Schluss mit cool kommen jetzt die Kritiken herein, viele davon auf dem Message Board, gepostet von aufmerksamen Beobachtern im ganzen Land – ich hoffe, bald eine eigene Sektion für Rezensionen einzurichten, so dass jeder und jede Interessierte zu jedem Buch einige Kritiken lesen kann. Meine Technikabteilung hat mir übrigens geraten, eine Kostprobe bezüglich dieses geheimnisvollen neuen Werks zu geben, und hier ist sie: Der erste Satz enthält nicht das magische Wort »Hyäne«. Stattdessen geht er so: »Der Morgen war ein Fisch im Kescher, glitzernd und zappelnd am pechschwarzen Rand ihres Bewusstseins, aber sie hatte noch nie einen Fisch mit einem Kescher gefangen, ebensowenig wie mit der Angel, so dass sie nicht recht sagen konnte, ob oder wie oder warum.« (Übersetzung von Werner Richter.) Noch ein Hinweis: Wir reden hier von 1970, und dieses fühlende Wesen hat absichtlich ihren Bewusstseinszustand beeinflusst, zumindest an dem Tag, an dem der Roman beginnt.

Nun zu anderen Geschäften – ich habe ein paar Details des Tourneeplans, die Sandye auf ihrer Website ebenfalls gepostet hat. Hier sind die neuesten, wie ich sie von meinem Verlag erfahren habe:

  • 20.09.: Los Angeles: Lesung und Signieren, Beverley Hills Public Library, 444 N. Rexford Drive, 19:00 Uhr
  • 23.09.: New York: New York Times is Book Country Brunch, Waldorf Astoria Hotel, 301 Park Avenue, Ecke 50th Street, 12:00 Uhr Mittags
  • 24.09.: New York: Lesung und Signieren; Barnes and Noble, Union Square Store, 33 E, 17th Street, 19:30 – 20:30 Uhr
  • 25.09.: Washington D.C.: Öffentliches Interview, Lesung, Signieren, Hirshorn Museum, 7. Ecke Independence Avenue, 18:00 – 19:30 Uhr
  • 26.09.: Madison: Lesung und Signieren, The Orpheum Theater, 216 State Street, 19:00 Uhr
  • 27.09.: Chicago: Lesung und Signieren, Chicago Public Library, 400 S. State Street, 18:00 Uhr
  • 04.10.: Los Angeles: Lesung und Signieren, Skylight Books, 1818 N. Vermont, 19:30 Uhr
  • 08.10.: Santa Barbara: Lesung und Signieren, S. B. Museum of Natural History, 2559 Puesta del Sol Road, 20:00 Uhr
  • 10.10.: Tempe: Lesung und Signieren, Changing Hands Bookstore, 6428 So. McClintock, 19:00 Uhr
  • 12.10.: Seattle: Lesung / Interview, Northwest Book Festival, Stadium Exhibition Center, 1000 Occidental Avenue, 11:45 Uhr
  • 22.10.: Portland: Lesung und Signieren, Powell’s Bookstore, 1005 W. Burnside Street, 19:30 Uhr
  • 23.10.: San Francisco: Lesung und Signieren, Commonwealth Club of CA, 595 Market Street, 19:30 Uhr

Ein Letztes noch, Leute. Ich freue mich darauf, Euch alle zu sehen und aus dem neuen Kurzgeschichtenband vorzulesen – das macht mir Spaß, besonders da ich ein bisschen ausgebrannt war, nachdem ich so oft aus dem letzten Roman gelesen hatte. Als ich den neuen Plan sah, habe ich mich daran erinnert, dass ich vor einigen Jahren schon mal, wie jetzt wieder, im Natural History Museum in Washington gelesen hatte. An dem Abend hatte ich buchstäblich das Publikum verloren. Eine nette und freundliche Person begrüßte mich, geleitete mich hinter die Kulissen (wo sie all die gerupften und ausgestopften Kuriositäten aufbewahren) und verschwand. Nichts passierte. Es wurde sechs. Ich war allein, verlassen, und das sonst so beruhigende Naseschnauben, Räuspern, höfliche Geplauder und lautstarke Atmen des Publikums war nirgends zu hören. Dann wurde es Viertel nach sechs. Immer noch nichts. Dann endlich wurde alles gut: Der Hausmeister hatte die Türen des Hörsaals abgeschlossen, und das Publikum wartete außerhalb des Saals. Doch irgendjemand trieb die Schlüssel auf, die Leute, die so geduldig ausgeharrt hatten, schlenderten herein, und los ging’s. Ein denkwürdiger Abend, oh ja tatsächlich.


Im Original erschien der Text am 10. September 2001 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.