Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

So viele Dinge.
     Erstens, und darauf war ich nicht vorbereitet (das bin ich nie), sind die Vorab-Rezensionen von Ein Freund der Erde erschienen. Wenn ich sage, ich sei nie vorbereitet, dann liegt das daran, dass ich jedesmal, wenn ein Buch herauskommt, schon tief im nächsten drinstecke und mir nur ganz schwach am Rande meines Bewusstseins klar ist, dass das fertige und Korrektur gelesene Buch jetzt seinen Weg durch die Produktion geht und dass irgendjemand es irgendwo bald lesen wird. Also, hier sind zwei Zitate, die mir mein Verleger vor kurzem schickte:
     Kirkus Reviews: »Man kann vieles an diesem mutigen und anklagenden Buch mögen, weil Boyle das komplexe Thema der Ausbeutung von Menschen als Protest gegen die Ausbeutung der Natur sehr anschaulich an dem Protagonisten Ty verdeutlicht, dessen Jähzorn, echte Anständigkeit und Empörung sowie ernüchternde Erkenntnis, welche Kosten auf seiten der Opfer damit verbunden sind, die Sympathien der Leser fest im Griff haben … eine gewagte Geschichte, die die entgegengesetzten Seiten von Boyles energiegeladenener Sensibilität in einer Weise vermischt, die nur Gutes verheißt für die Lektüre seines stets interessanten und höchst lesbaren Romans.« Und Booklist: »Boyle, ein genialer und meisterlicher Geschichtenerzähler, hat einen so spannungsgeladenen Öko-Roman geschrieben, der voller Dramatik und Ironie steckt, mit so lebendigen, unwiderstehlichen und auch nervenden Figuren, kein Leser, so gleichgültig gegenüber Umweltthemen er auch sein mag, kann hier widerstehen.«
     Bin ich zufrieden? Ja. (Aber ich hätte das Relativpronomen »dass« zwischen dem drittletzten Komma und »kein Leser« eingefügt. Was ist neuerdings mit dem Relativpronomen passiert? Klarheit, bitte!) Aber wie kann ich kleinlich an so klugen und begeisterten Kritiken herummäkeln? Kann ich nicht. Denn ich hätte es nicht besser machen können, hätte ich sie selbst geschrieben.
     Zweitens, wie gründliche Messagistas angekündigt haben (tatsächlich haben sie die Geschichte schon gelesen, verarbeitet und Interpretionen davon gepostet), erscheint die Kurzgeschichte Death of the Cool diesen Monat in der Zeitschrift GQ. Und ich habe gerade Korrekturabzüge von Friendly Skies an den New Yorker zurückgeschickt, das »Paris Review Interview« an Paris Review, The Black and White Sisters an den Playboy und einen langen Auszug von Ein Freund der Erde an das Outside Magazine, letzterer wird in der August-Ausgabe erscheinen. Auch hat Penguin eine neue Ausgabe von Wassermusik herausgebracht, mit neuem Umschlagbild. Mein Verleger berichtet mir, das sei die einundzwanzigste Ausgabe. In Dänemark hat Forum eine Taschenbuchausgabe von Riven Rock veröffentlicht, in der Übersetzung von Ib Christensen, mit dem Titel Det ensomme paradis. (Das erinnert mich daran, als vor vielen tausend Jahren meine erste schwedische Übersetzung bei Norstedts herauskam und ich ein Buch in der Post fand, das hieß Spirande Planer; ich fand, das sei ein großartiger Titel für einen Science-Fiction-Roman, auf Englisch. Doch dann drehte ich das Buch um und mich starrte mein eigenes Konterfei an, und ich merkte, dass das mein Buch war – Grün ist die Hoffnung).
     Was noch? Na ja, ich schreibe wohl an einem neuen Roman, vier Kapitel sind fertig, und soweit fühlt es sich ganz gut an. Alaska zeichnet sich in naher Zukunft ab. Außerdem: ein paar besinnliche Stunden am Strand, mit Lesen und Frösteln, nachdem ich mich in der gewaltigen pazifischen Brandung der Hundshaie, Seewölfe und Stachelrochen erwehrt hatte. Im August werde ich wohl den Plan für die Herbst-Tour haben und werde ihn hier posten. Für heute höre ich hier erst einmal auf und mache mich auf den Weg zu weiteren Höhepunkten meines abenteuerlichen Lebens.


Im Original erschien der Text am 12. Juni 2000 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.