Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Ja, ich weiß, es ist eine Weile her, aber ich musste mich um andere Sachen kümmern, zum Beispiel einen Roman schreiben und durch die sehr trockene Sierra Nevada marschieren. Meine Lieblings-Bachläufe sind alle ausgetrocknet, oder so gut wie, und wir alle, die wir diese Berge bevölkern, warten auf den Schnee. Es gab neulich vormittags einen kleinen Mini-Schneesturm (es schneite den halben Tag, acht Zentimeter Pulverschnee), und ich befand mich morgens um sieben im tiefsten Wald und genoss das Wetter. Und ich erwischte eine heimtückisch unter einer unschuldigen Schneedecke verborgene glatte Stelle, so dass ich zu Boden ging und auf den Kopf fiel, wobei mir meine Geschichte über Lassie in den Sinn kam (Ein Herz und eine Seele). Warum? Nun, ich hatte meinen treuen und ausgesprochen intelligenten Bergpuli an der Seite, und mir war klar, wenn ich bewusstlos wäre und mich so langsam zu Tode frieren würde, würde er zuerst auf mich urinieren und dann vergnügt zur Straße rennen und den ganzen Tag die Autos ankläffen. Aber so geht es nun mal zu in einer Darwinschen Welt. Wenigstens konnte ich dieses Mal sofort wieder aufspringen und nach Hause in die Wärme eines Romans zurückkehren.
     Was Neuigkeiten betrifft, so gibt’s da nicht viel, nach der ganzen Hektik und Aufregung in den letzten Monaten. Soweit ich erfahren konnte, wird der Hanser Verlag EFDE (Ein Freund der Erde) im Februar oder März herausbringen, in der Übersetzung von Werner Richter, und Grasset wird die Übersetzung von Robert Pépin Ende April oder im Mai veröffentlichen. Die Neuigkeiten aus Großbritannien klingen so weit ganz gut – die Rezensionen, die mir vorliegen, sind positiv; in der neuesten nennt der Kritiker des Daily Mail das Buch »sicherlich einer der besten Romane des Jahres«. In aller Bescheidenheit möchte ich ihm zustimmen. Was das Reisen angeht, so stehen zwei Lesungen bevor, eine Ende Januar an der California Polytechnic University in San Luis Obispo, und die andere an der University of California in Riverside ein paar Wochen danach. Meine Termine in Europa haben sich ein wenig verschoben, da ich mich bereit erklärt habe, noch mal auf dem Festival des New Yorker zu lesen, am 17. und 18. Mai (die Party zum fünfundsiebzigsten Jahrestag war ein solcher Erfolg, dass sie das Ganze anscheinend noch einmal machen wollen). Und deshalb komme ich dann erst gegen Ende des Monats nach Paris und nach Deutschland und (so hoffe ich) nach Österreich und in die Schweiz.
     Zum Schluss ein Wort an all die Aufmerksamen, an Euch Rat suchende Studenten, an Euch Hausfrauen und andere Gefangene, die Zeit totschlagen müssen, an Euch Lords und Ladies und Herrscher über Länder, von denen wir noch nie gehört haben, und ganz besonders an Euch, meine munteren Messagistas: Ich wünsche Euch für die Festtage das Allerbeste. Frohe Weihnachten, fröhliches Hannukkahfest, und denkt bitte daran: Geht in die Wälder und versenkt Euch in Meditation.


Im Original erschien der Text am 16. Dezember 2000 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.