Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Sabine Anders

 

Eine wundervolle Zeit der Versteinerung. Die ganze Welt um mich herum wird zu Stein, Krähen aus schwarzer Glaslava stürzen vom Himmel und zerschlagen auf dem Fußweg, die Bäume mineralisch zementiert wie die Caliche-Wälder auf San Miguel, mein Gehirn verhärtet zu Granit. Aber bei Gott, es ist wirklich entspannend! Ich sitze hier steinartig, ohne Stress und Ärger, San Miguel ist abgegeben und durchläuft die üblichen Verhandlungen zwischen meinem Agenten und Verleger (darüber das nächste Mal mehr, wenn sich ein Zeitplan für die Veröffentlichung abzeichnet), das Vorwort zu T.C. Boyle Stories II, the Collected Stories of T. Coraghessan Boyle, Volume II, ist fertig und geschliffen, meine Finger verharren über der Tastatur, während ich versuche, mit einigen einsetzenden Ideen für Geschichten wieder aufzutauen. Aber da ist noch nichts. Nur Versuche und Kritzeleien. Wir werden sehen.
     Der Reiseterminkalender ist ausnahmsweise einmal nicht zu anstrengend: Ich habe Ende dieses Monats das New Yorker Festival (und freue mich zudem auf die Glanzstücke der Stadt, auf zwei Tage auf dem Fluss mit dem Kanu in der Gegend der Bear Mountain Bridge, und zu Fuß durch die Wälder meiner Vorfahren streifend), wonach ich hoffentlich ein bisschen Zeit auf dem Berg im Sequoia National Monument verbringen und dabei zuschauen kann, wie die Espen die Farbe von grün zu gelb wechseln und ich hoffentlich nicht von Jägern erschossen werde. Natürlich werde ich vorm Holzofen lesen und ausgestreckt auf den verwitterten Gesteinsblöcken neben meinem Lieblingswasserfall. Während es Herbst wird. Halloween.
     Was neue Veröffentlichungen anbelangt, ist In der Zone endlich in der aktuellen Ausgabe der Kenyon Review erschienen, wie unsere melodischen Beiträger sofort gemeldet haben (Mimi, die unerschrockenste eines unerschrockenen Haufens, hat einen Link ins Forum gestellt). Ich fürchte, das war für eine gewisse Zeit die letzte Veröffentlichung, da es normalerweise zwischen einem und eineinhalb Jahren dauert, bis meine Bücher erscheinen, und ich (versteinert) die neuen Geschichten noch nicht magma-artig zum Fließen gebracht habe, aber wenn es soweit ist, werde ich es Euch ganz sicher wissen lassen.
     Ciao.

P.S. Das Bild des Monats, das Chris Santiago letzten Montag in meinem Büro an der University of Southern California gemacht hat, zeigt James, mich und James‘ edlen und weitgehend unnahbaren Königspudel, UC.


Im Original erschien der Text am 22. September 2011 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Sabine Anders. Foto: Chris Santiago.