Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Sabine Anders

 

Ich sitze zur Zeit nicht in einem Flugzeugsitz oder in einem von jenen anonymen Stühlen im Wartebereich eines Flughafens, und noch nicht einmal im Beifahrersitz eines Autos meiner Eskorte auf dem Weg zu einer Veranstaltung (oder einem Auftritt, wie ich es gerne nenne, weil ich mich dann besser fühle), sondern dort, wo ich meiner Meinung nach wirklich hingehöre: genau hier an meinem Schreibtisch. Ja, die Lesereise ist endlich vorbei, und ich bin gerade dabei, mich langsam wieder in das wirkliche Leben einzufinden (das heißt, ich krabble in Lumpen gehüllt herum und putze meiner Frau hinterher, leere Katzenklos aus und so, und gehe vielleicht sogar hin und wieder ein bisschen dem Schreiben nach). Ich hatte den Rohentwurf einer Geschichte fertig, kurz bevor ich Ende Januar auf Tour ging, und jetzt hatte ich Gelegenheit, die Geschichte zu überarbeiten und zur Veröffentlichung wegzuschicken. Sie heißt What separates us from the animals und ist eine Ich-Erzählung, die eine sehr geschwätzige Frau zum Besten gibt, die auf einer Insel vor der Küste von Maine lebt. Es kommt ein Arzt in der Geschichte vor. Er ist groß und schlampig. Meine Erzählerin – Margaret McKenzie – ist klein und präzise. Es kommt zu Komplikationen. Und wie ich vor ungefähr einer Woche im Forum erwähnt habe, wird die zweite Geschichte der neuen Reihe, The Silence, über einen buddhistischen Rückzugsort, bald im Atlantic-Magazin erscheinen, da das Erscheinungsdatum vom nächsten auf dieses gesegnete Jahr vorverlegt wurde. Für diejenigen unter Euch, die schon früher einen Vorgeschmack auf den nächsten Roman haben möchten, veröffentlicht McSweeney’s außerdem einen Auszug aus Wenn das Schlachten vorbei ist in ihrer nächsten Ausgabe. Der Titel lautet The Wreck of the Beverly B.
     Zu allem Überfluss gibt es Neuigkeiten vom Film: Joshua Leonard hat seine Verfilmung von The Lie in Spielfilmlänge abgeschlossen – das ist genau die Geschichte, die ich auf der Wild-Child-Tournee mit Freude dem Publikum präsentiert habe, und er hofft, die Verfilmung rechtzeitig für Cannes geschnitten zu haben, während Jamieson Fry seinen ziemlich erstaunlich wundervollen Buch-Trailer für Wild Child fertig und online gestellt hat. Dieser Trailer ist, genau wie sein Trailer zu Die Frauen, auf der im Milo-Stil umgebauten Homepage meiner Website zu sehen; oder geht auf www.jamiesonfry.com, wenn Ihr die Videos sehen wollt. (Die Siamesische Katze im Fadenkreuz in Question 62? Ja, das ist unsere eigene alternde Schönheit. Das schmollende kleine Mädchen in Balto? Meine Nichte. Was für ein Spaß! Und Jamieson hat versprochen, den Trailer von Wenn das Schlachten vorbei ist diesen Herbst fertig zu haben, lange bevor das Buch nächsten März erscheint.)
     Gestern, es war mein erster ganzer Tag zu Hause, haben ich einen Journalisten und einen Fotografen von Paris Match empfangen, als Teil der Werbekampagne für die Veröffentlichung von Les Femmes in Frankreich. Zudem ist die Erzählung Das wilde Kind gerade vom Hanser Verlag in Deutschland als alleinstehendes Buch erschienen und wurde, wie ich gehört habe, schon 20.000 Mal verkauft, ziemlich gut für einen schmalen Literaturband. Ich bin meinen treuen Lesern in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Dank verpflichtet und wünsche ihnen viel Spaß beim Lesen, während der harte Winter in den fünften harten Monat geht. Am Kamin zu lesen ist eine Winterfreude, der sogar wir Kalifornier frönen können. Es regnet gerade, in Strömen, und ich bin vollkommen bereit, mich später am heutigen Tag vor dem Kamin auf der Couch auszustrecken, mit einem Buch und der Katze jeweils auf meinem Brustbein und meinem Bauch aufgeschlagen, während unser Hund in der Wolke seines eigenen Gestanks in aller Nähe unter dem Stuhl döst.
     Das wär’s dann, Leute. Ich hoffe, dass ich noch eine oder zwei Geschichten entdecke, bevor ich mich später diesen Frühling der Recherche für den nächsten Roman zuwende. In der Zwischenzeit ist alles in Ordnung und ich bin sehr glücklich, endlich zu Hause zu sein.
     Bleibt trocken. Und warm.

PS: Das Foto anbei, von Steve Levin, mit freundlicher Unterstützung von Gary Millman, zeigt mich in meinem roten Anzug in der Bibliothek von Chicago, nach einem Auftritt, einen Stift in der Hand. Lasst Euch nicht von meinem Gesichtsausdruck abschrecken – glaubt mir, ich habe Spaß, aber vielleicht ist ein ganz klein bisschen Müdigkeit dabei.


Im Original erschien der Text am 24. Februar 2010 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Sabine Anders. Foto: Steve Levin/Gary Millman