Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Warum Ihr so lange nichts von mir gehört habt? Ganz einfach: Arbeitsüberlastung. Ich hatte so viel zu tun, ich kam noch nicht mal dazu im Garten Gräben auszuheben, oder (allzuviele) Felssteine aus den Bergen herunterzuschleppen, wirklich ein miserabler Zustand. Und warum hebe ich Gräben aus? Damit ich sie wieder auffüllen kann. Und warum schleppe ich Felsen? Damit ich sie mit einem großen Hammer in ganz kleine Stücke zertrümmern kann. Aber genug davon. Ich sitze hier heute abend in einem Zustand der fortgeschrittenen Entspannung, während das Semester dem Ende entgegengeht, und ich fühle mich sehr wohl mit der Aussicht, fast drei ganze Wochen nirgendwohin reisen zu müssen. Am Ende dieser Phase werde ich, wie Ihr wohl wisst, in die große heulende Todesfalle aus Stahl steigen und von dannen fliegen, nach New York. Wie Sandye die Messagistas schon informiert hat, werde ich dieses Jahr wieder in Manhattan wegen des New Yorker-Festivals weilen und zusammen mit Donald Antrim am Freitag, den 18. Mai um 19 Uhr lesen, in Joe’s Pub im Public Theatre in der Lafayette Street 425. Die Ausgabe vom 9. April dieser Zeitschrift führt folgende Nummer für weitere Informationen an: 1-877-847-TNYF, außerdem die Website www.newyorker.com. Ich weiß über all das nichts Genaues, bis ich hinter den Kulissen stehen werde und jemand mir einen Stoß versetzt. Aber vielleicht lese ich ja auch Nicht zimperlich, eine Geschichte, die von einem herz-zerreißenden Gefecht in dem andauerndem Kampf zwischen Männern und Frauen erzählt. Ich habe sie noch nie vorgelesen, das macht bestimmt Spaß. Das ist doch mal was Neues, oder? Wie ich schon mal erzählt habe, werde ich Ende Mai, Anfang Juni nach Deutschland, in die Schweiz, nach Österreich und Frankreich reisen aus Anlass der Veröffentlichung von Ein Freund der Erde in diesen Ländern, und ich poste Genaueres über die Termine, sobald ich diese habe (der Post vom 15. Februar gibt Euch eine ungefähre Vorstellung vom Zeitplan, und soweit ich weiß, ist der immer noch aktuell. Der Auftritt in Köln ist jedoch ausverkauft, wie ich gehört habe.) Mein deutscher Verleger, der Hanser Verlag, hat mir mitgeteilt, dass Ein Freund der Erde sehr gut gestartet ist und ein paar starke Rezensionen bekommen hat.
     Wir haben uns für ein Titelbild für After the Plague (Schluss mit cool) entschieden, das ich Euch hier vorstelle, ebenso das Foto für den Innenumschlag, das letzte Woche von meinem Freund Pablo Campos geschossen wurde. Für den sehr anregenden Hintergrund sorgt eines von Pablos neuesten Gemälden.
     Und während die Nacht voranschreitet und die Grillen langsam lauter und lauter werden, kehre ich nun zu dem zurück, was ich die vergangene Stunde schon gemacht habe: Die Los Angeles Dodgers ohne Ton gucken und dabei mit großer Freude James Atlas‘ Biographie über Saul Bellow lesen, auf die mich eine tolle Besprechung im Harper’s Bazaar vom (letzten?) Monat aufmerkam gemacht hat. Übrigens, was ich am meisten an literarischen Biographien schätze, ist die Schilderung der frühen Jahre künstlerischen Bemühens, Jahre, in denen man die Armut erträgt, in denen man seine Frau schlägt, seinen Hund quält und von Kritikern beschimpft wird, denn ich weiß, schlussendlich wird der Künstler triumphieren, wenn auch nur für einen sehr kurzen, aber unendlich süßen Atemzug der Zeit. Ihr Messagistas, wo Ihr auch sein mögt, guten Abend.


Im Original erschien der Text am 25. April 2001 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.