Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

So, jetzt bin ich endlich wieder zurück, und ich danke Euch allen für Eure Geduld. Die Tournee war zum größten Teil sehr erfreulich, jedoch total anstrengend, und ich habe die vergangenen zwei Wochen damit verbracht, mich zu erholen und mich wieder in die Arbeit zu stürzen. Aber bevor wir uns den wirklichen Neuigkeiten widmen, lasst mich von der Reise berichten. Als erstes möchte ich erzählen, dass das wirklich und wahrhaftig ich war, der im Senckenberg-Museum in Frankfurt Daniel Cohn-Bendit von den Grünen getroffen und danach für ein Interview mit Oliver Becker von 3Sat zusammengesessen hat. Wobei mir vorher gar nicht klar war, dass ich dort einen Zwischenstopp einlegen würde, auf meinem Weg zur ausverkauften und recht seltsamen Lesung mit Frage und Antwort im Alten Schützenhaus in Stuttgart. Eine weitere Überraschung war das St. Malo Literatur-Festival. Mein Plan für Deutschland endete mit der ziemlich knappen Formulierung: Abflug München 13:10; Ankunft Paris 14:50. Es war wie so eine Art Friedensübereinkunft, die Deutschen übergaben mich den Franzosen, und ich war lediglich ein Bauer in ihrem Spiel. Jedenfalls fügte sich dann alles wunderbar und ich hatte zwei ganze Abende in St. Malo (siehe Foto, geschossen von Sophie Bassouls von der Foto-Agentur Corbis-Sygma). Das war auch sehr wichtig, zwei Nächte am gleichen Ort, denn so konnte ich endlich meine Unterwäsche waschen lassen (deshalb der zufriedene Gesichtsausdruck auf Sophies wunderschönem Foto; so grinst nur ein Mann in blitzsauberen Unterhosen). Ich durfte dem brillianten Robert Louits auf der Bühne ein Interview geben und am nächsten Tag an einer Podiumsdiskussion zusammen mit zwei alten Freunden teilnehmen, Bill Kittredge und Jon Jackson, zum Thema »der amerikanische Traum«, was auch immer das sein mag.
     All das erzähle ich nur, um die Spannung zu erhöhen und Euch zum wahren Höhepunkt der ganzen Reise hinzuführen: Jef Tombeur. Genau, der Jef Tombeur, der Mann der Stunde, ruhmreich im Message-Board und als Übersetzer. Jef war in Superstimmung, was Ihr sicherlich gerne hört. Tatsächlich war seine Stimmung so super, dass er demonstrierte, wie man sich nachts durch den Pariser Verkehr kämpft, wenn man bei Rot über die Straße gehen will: einfach die Augen schließen und die Arme weit ausbreiten. Was ich Euch nicht erzählen werde: Als man ihm deswegen Vorhaltungen machte, erklärte er, wäre eine Frau hinter einem der vielen Scheinwerferpaaren, würde er sich geehrt fühlen, von ihr überfahren zu werden. Es ging wahrlich wild und ausgelassen zu.
     Essen? Oh ja, Essen gab es überall, und wir speisten von den Ufern der Aare in Bern bis zu den Ufern der Garonne in Toulouse (wenigstens nehme ich an, dass es die Garonne war). Aber all das liegt weit in der Vergangenheit, ist über zwei Wochen her. Was also gibt’s Neues? Armin Abmeier hat gerade den vierten Band seiner Serie von illustrierten Heften meiner frühen, nicht in Sammelbänden erschienenen Erzählungen herausgebracht. Diese hier heißt Der Hardrock-Himmel, eine bizarre Geschichte aus den späten Siebzigern, die ich öfter auf der Bühne vorgelesen habe, weil in ihr überaus alberner Falsettgesang vorkommt. Ich habe noch keine Exemplare, aber wenn ich sie habe, werde ich Euch den Verlag posten und außerdem Informationen über den sehr begabten Illustrator liefern. Davon abgesehen ist hier alles ruhig. Ich schreibe wieder und halte mich für ein Weilchen bedeckt in Erwartung der Herbst-Tour für Schluss mit cool. Und ich freue mich darauf, die Website auf den neuesten Stand zu bringen und mich erneut in den großen Topf des Message-Board zu begeben. Darüber hinaus springen die Fische, die Baumwolle steht hoch, und ja, oh ja, the livin‘ is easy.


Im Original erschien der Text am 26. Juni 2001 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann. Foto: Sophie Bassouls, Corbis-Sygma