Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Ich habe gelesen, dass manche Leute mehr Angst davor haben öffentlich zu reden als vor Kobras und wütenden Wieseln, aber zu denen gehöre ich nicht. Ich finde es toll, meine Geschichten dramatisch auf einer Bühne zu präsentieren, um die Stimme und den Rhythmus einer Geschichte für sich selbst sprechen zu lassen, und das Publikum daran zu erinnern, weshalb wir Geschichten überhaupt lieben. Jetzt zu dem, was ich seit meinem letzten Beitrag gemacht habe. Es war sehr befriedigend, euch alle zu treffen, die ihr zu meinen Auftritten gekommen seid (es wird nur noch zwei in unmittelbarer Zukunft geben, die schon einmal erwähnte Wohltätigkeitsveranstaltung für die Garrison-Bibliothek im Fleischmann-Veranstaltungszentrum in Peekskill am 3. Mai und die Abschlussveranstaltung von Speaking of Stories hier in Santa Barbara am 20. Mai, während der ich meine New Yorker-Erzählung I Walk Between The Raindrops vom vergangenen Juli vorstellen werde, die ich noch nie öffentlich gelesen habe, obwohl ich das immer herbeigesehnt habe).
     Nachdem das gesagt ist, muss ich erwähnen, dass die Probleme, die ich auf der Tour für Outside Looking In hatte, ausschließlich und vollständig auf Fehler der Fluggesellschaften beruhten. Ein Flug wurde gestrichen (von Washington D.C. nach Boston) und ein anderer hatte vier Stunden Verspätung, wobei sich bei letzterem genug Stress-Corticosteroide in meinem Blut angesammelt haben um sechs Elefanten zu töten. Ich bin sehr früh in Austin aufgewacht, für den Flug nach L.A., damit ich es zu meinem Auftritt um 14 Uhr beim L.A. Times-Bücherfestival schaffen konnte, aber der Flieger war nicht abflugbereit, und das Ergebnis war, dass ich fünfzehn Minuten vor der Show da war. Brauche ich sowas? Nein. Ich brauche meine Ruhe, ich muss mein Wettkampfgesicht aufsetzen u.s.w. Ich möchte wiederholen, was ich hier schon einmal gesagt habe: irgendwohin zu fliegen, zu jeder beliebigen Zeit, aus jedem nur denkbaren Grund ist ein Albtraum. Kümmert das die Fluggesellschaften? Nein. Sie haben ein Monopol. Dir gefällt unser Service nicht? Du kannst uns mal! Geh zu Fuß nach Cleveland. Sieh zu, wie dir das gefällt. (Nebenbei: heute stand in der L.A. Times, wie die Fluglinien versuchen, die Sitze noch enger zu gestalten, indem sie eine Art Steh-Fahrradsitz für Kurzstreckenflüge einbauen – wow, besten Dank! Was bleibt uns übrig als voller Dankbarkeit zu sagen: »Muuuh!«)
     Jedenfalls habe ich überlebt (wenn auch nur knapp, und mit einer Halsentzündung obendrauf), und ich hoffe, ich komme demnächst in ein Theater in eurer Nähe, um euch persönlich zu unterhalten. Knackt in der Zwischenzeit meinen neuen Roman und erfreut euch an meinem Werk so, wie es gedacht ist: in den Seiten. Und wenn sich die Seiten zufällig auf einem Klapptablett in 12000 Metern Höhe auf irgendeinem furchtbaren Flug irgendwohin befinden, dann hoffe ich, ihr werdet aus euch heraustreten und so zu einer besseren Erfahrung kommen, wenn auch nur ein kleines bisschen. Schaut von außen herein und seht das Licht.


Im Original erschien der Text am 27. April 2019 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann. Foto: T.C. Boyle.