Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Sabine Anders

 

Ich habe meine Zeit zwischen Santa Barbara und dem Sequoia Nationalpark aufgeteilt, bin den Highway 5 und Grapevine hinauf und hinunter geflitzt (und nein, ich werde nichts über die absolute und unüberwindbare Blödheit der anderen Autofahrer sagen, die die Überholspur blockierten, und nein, nein, nein, ich bin überhaupt nicht wie der Typ in La Conchita – übrigens, ist eigentlich schon irgendjemandem aufgefallen, dass die innere Spur inzwischen ganz von alleine irgendwie zur Überholspur geworden ist, weil die äußere Spur immer von Schlafmützen und ihren Zombi-Verwandten verstopft wird?). Es war kalt dort oben, sodass ich meinen Pulli herausholen musste, wie Ihr in dem Foto anbei sehen könnt. Das ist wirklich der späteste Frühling, an den ich mich erinnern kann. Als wir am 6. Juni ankamen, lag immer noch ziemlich viel Schnee – keine durchgehende Schicht, aber an einigen Stellen in den schattigen Bereichen war er 60 bis 90 Zentimeter tief – und die ganzen Flüsse und Wasserfälle führten mehr Wasser, als ich je gesehen habe. Außerdem hatten die Zitterpappeln noch keine Blätter und ein paar Mal hatte es in der Früh Minusgrade. Seitdem hat die Natur jedoch nachgebessert und jetzt wehen die neuen, grüngelben Blätter der Zitterpappeln im Wind. Schön. Sehr schön.
     Und was noch besser ist: Meine alte Freundin, die Waschbärenmutter, ist wieder da, das bedeutet den dritten Sommer in Folge für sie, obwohl ich nicht weiß, wo sie im Winter ist oder was sie da macht, weil Waschbären bekanntermaßen keinen Winterschlaf halten und ich sie da noch nie gesehen habe. Jedenfalls scheint sie dieses Jahr ein bisschen früher mit allem dran zu sein, zum Beispiel klettert sie die drei Stockwerke des Hauses gleich nach der Dämmerung hoch und nicht erst um halb elf, wie es ihre Gewohnheit war. Wie ich bereits in früheren Ausgaben dieses kleinen monatlichen Newsletters erwähnt habe, ist es eine tolle Sache, sie aus nur 90 Zentimeter Entfernung dabei zu beobachten, wie sie in dem Licht im Freien leuchtet, wenn sie Vogel- und Hundefutter zerkrümelt und das reichhaltige Öl von den Sardinenbüchsen ableckt, die Frau Boyle hinterlassen hat. Ist das die Natur? Oh ja. Oder auf jeden Fall zumindest fast.
     Also, was Neuigkeiten angeht, lasst mich sagen, dass ich glaube, dass ich nah dran bin, mit dem nächsten Roman anzufangen, der aus dem Material entspringt, das ich vor zwei Jahren bei meinen Recherchen zu Wenn das Schlachten vorbei ist auf den Inseln entdeckt habe. Ich möchte nicht zu viel darüber sagen, bevor ich wirklich damit angefangen habe, weil ich fürchte, dass ich nie anfange. In der Zwischenzeit nur so viel: Ich habe gerade Korrekturabzüge an den Orion zurückgeschickt, der einen Ausschnitt aus Wenn das Schlachten vorbei ist, genannt Scorpion Ranch, veröffentlichen wird. Das Gleiche habe ich für den Smithsonian getan, der einen kleinen, persönlichen Essay über Santa Barbara drucken wird, inklusive einigem Material über die Insel Santa Cruz. Darüber hinaus sollten wir, wie ich bereits im Forum erwähnt habe, bald die ARCs (Vorabkopien) von Wenn das Schlachten vorbei ist haben – sobald wir sie haben, werden Jamieson und Kerrie, die gerade die Trailer zu den Büchern von zwei anderen Autoren fertig haben (Bin ich neidisch? Ja!) mit ihrem Trailer zu meinem Roman anfangen. Und wie viel Spaß das machen wird.
     Okay. Ich muss gehen. Was ich tun muss – bevor ich mit der Gartenarbeit anfange, heißt das – ist, diesem altehrwürdigen Pulli eine Ruhepause gönnen.
     Ciao.


Im Original erschien der Text am 27. Juni 2010 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Sabine Anders.