Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Entspannte Zeiten. Fish are jumpin‘ and the cotton’s high. Ich muss gestehen, ich bedaure es ein kleines bisschen, dass ich, seitdem ich meine Stellung an der Universität von Südkalifornien aufgegeben habe, keine Sommerferien mehr habe (auch keine Winter- oder Frühjahrsferien mehr, was das angeht). Aber ich habe ja meinen Hauptberuf, der mich ausfüllt. Bis vor kurzem habe ich an der fünften Erzählung der neuen Staffel gearbeitet, sogar noch, als der Sommer uns hier in Montecito-by-the-Sea überfallen hat. Zusätzlich habe ich die Korrekturfahnen für meinen neuen Roman Das Licht zurückgeschickt, und schließlich bin ich in Dom Camardellas Sound Design Studio gegangen und habe I Walk Between The Raindrops für den New Yorker aufgenommen. Die Geschichte ist fertig und wird in der Ausgabe vom 30. Juli erscheinen, jedenfalls soweit ich informiert bin. Nicht verpassen! Es ist eine sehr starke Geschichte, die Euch mitreißen und Euch ein bisschen (oder ein bisschen mehr) zwicken wird, und sie hat eine Erzählstruktur, die die tektonischen Platten unter Euren Füssen verschieben wird. Jedenfalls ist das mein Empfinden heute morgen, noch voll der Gefühle von den Aufnahme-Sessions vor zwei Tagen. Übrigens enthält die Erzählung in einem der fünf Kapitel einiges von dem Material, das ich über die Schuttlawine geschrieben habe, die unsere Stadt im Januar verwüstet hat. (Der New Yorker hat es unter dem Titel The Absence in Montecito online gestellt.)
     Der Trip nach New York, den ich hier letzten Monat erwähnt habe, war das pure Vergnügen. Davor war ich zuletzt Mitte März in New York gewesen, da war es noch winterlich, die Bäume hatten gerade erst zu knospen angefangen, die Temperaturen relativ frisch, aber jetzt, Anfang Juni, war alles mild, wunderschön, irgendwie magisch. Nachdem ich Selected Shorts mitmoderiert hatte, mit A.M. Holmes, hatte ich einen Tag frei und bummelte an der Upper West Side herum, was natürlich bedeutete, dass ich geradewegs zum Museum für Naturgeschichte ging, um mich ein paar tiefgehenden Erinnerungen hinzugeben (jener unvergleichliche Ort war das Ziel so manches Klassenausflugs während meiner Grundschulzeit flussaufwärts in Nord Westchester). Danach ging ich hinüber zum Central Park und erfreute mich an der Temperatur knapp über zwanzig Grad, an den schon anstößig breiten Wegen und an dem See, der so überwältigend war, als wäre er aus den Adirondack-Bergen hierher versetzt worden (bis auf die 60000 Ruderboote). Und dann natürlich: zur Feier des Tages schick ausgehen auf Einladung von alten Freunden. Kurz gesagt, alles war so perfekt, ich habe es fast genossen.
     Jetzt freue ich mich gerade darauf, mich für eine Weile in die Sierras zurückzuziehen. Da oben werde ich mich mit Adrian Stangell und seiner Crew von Nordend Films treffen, die eine einstündige Dokumentation drehen wollen. Und außerdem hoffe ich mit den neuen Erzählungen weiterzumachen, bevor ich mit den Recherchen für den nächsten Roman anfange – und meine Nachmittage damit zu verbringen, durch die weiten Wälder zu wandern und Zwiesprache zu halten mit den Bären, Berglöwen, Raben und Klapperschlangen. Bleibt dran.


Im Original erschien der Text am 29. Juni 2018 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann. Foto: T.C. Boyle.