Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Wenn ich jetzt mal wieder Unterwäsche in eine Tasche stopfe und daran denke, den großen Vogel nach Europa zu besteigen, muss ich sagen, dass dieser einwöchige Ausflug auf Geheiß von Meridiaan Uitgevers, meinem niederländischen Verlag, der am ersten September startet, sowohl willkommen als auch nicht so willkommen ist. Willkommen deshalb, weil ich mein Haus verlassen kann und in elftausend Meter Höhe eine nette Strahlendosis abbekomme und weil ich gegen Ende der Reise die Bühne erklimmen und nach viermonatiger Pause wieder Bekanntschaft mit meinen Lesern machen kann; weniger willkommen, weil er die Arbeit an Die Terranauten unterbricht, die sich nun der Vollendung nähert. Ich kann nur hoffen, dass mein Ausflug in die Wolken mir einen Blick aus großer Höhe auf die letzten Akkorde dieses turbulenten und makaber-komischen Romans erlaubt. Ansonsten sollte an der Heimatfront alles in Ordnung sein, da Frau B., K., J. und S. sich um die alltäglichen Dinge kümmern werden, die ich auf Twitter dokumentiere (speziell der Hund, das Ei, die Zeitung und die Ratte). Alles in allem freue ich mich also auf diesen kleinen Trip, und es wird keinerlei Schaden angerichtet. Hoffe ich.
     An der Nachrichtenfront gab es, außer was ich Euch jeden Tag über sich wandelnde Monarchfalter-Kokons, das Leben im Teich, die neuesten Rattenzahlen und ähnliches auf Twitter berichte, kürzlich einige Publikationen im Ausland, darunter die Ausgabe von Hart auf hart bei der Büchergilde Gutenberg mit ihren so schön fantasievollen Umschlagbildern, die französische Taschenbuchausgabe (Livre de Poche) von Wenn das Schlachten vorbei ist (Après le carnage), in Bernard Turles Übersetzung, und schließlich Anne Jongelings niederländische Übersetzung von Hart auf hart, Wie storm zaait, wobei die letztere die Triebkraft hinter der oben erwähnten Reise ist.
     Und schließlich hat unsere kleine Gemeinschaft der Messagistas heute Morgen die Nachricht vom Tod von Robb Kunkel erschüttert, der einer unserer treuen Anhänger und vielen von uns hier ein guter Freund war. Robb war ein sehr guter Klavierspieler und Sänger, ein äußerst kraftvoller Autor und ein hervorragender Erzähler seiner eigenen kurzen Stücke. Ich habe ihn hier auf dieser Website kennengelernt, wie so viele von Euch über all die Jahre, und bin ihm dann später etliche Male persönlich begegnet. Die erste und höchst erinnerungswürdige Gelegenheit war, als Robb und seine Frau Eileen es ermöglichten, dass Russell Maslovat und ich die beiden, den fantastischen Singer/Songwriter Pete McCabe und Doug MacDonald und seine Frau in einem Club in Hollywood kennenlernten, als Robb und Pete die Bühne den ganzen Abend beschlagnahmten. Es war ein wahres Vergnügen. Und Robb, mehr als alle meine vielen Freunde und sonstigen Einflüsse, hat mich für mehr Musik begeistert als jeder andere, und über viele Jahre fanden sich seine Tapes fast jede Woche in der Post. Ich werde ihn vermissen.
     Zu Ehren seines musikalischen Einflusses füge ich den kleinen Essay bei, den ich dieses Jahr für die Website Largehearted Boy geschrieben habe, über die Musik, die im Zusammenhang mit Hart auf hart steht und über ein paar andere Sachen, alte und neue, die ich höre. Viel Spaß damit. Und denkt an Robb, der, wie ich vermute, von ganzem Herzen zugestimmt hätte.

Über Musik (für den Jungen mit dem großen Herzen)


Im Original erschien der Text am 29. August 2015 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann.