Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Sabine Anders

 

Aufregende Zeiten. Ich bin gerade von einer Forschungsreise nach Nordkalifornien zurückgekommen und denke darüber nach, was als nächstes kommt, sobald San Miguel die Regale (oder, je nachdem, die Pads) erreicht hat und ich zurückkehre, geschafft und müde, um wieder einmal hier zu sitzen und den leeren Bildschirm anzustarren. Ich bin fast bereit, mit dem Schreiben des nächsten Romans anzufangen, aber stattdessen werde ich mich lange Zeit damit begnügen müssen, die Dinge im Kopf durchzuspielen, während ich wieder einmal meine vom Reisen abgenutzten Taschen von einem Flughafen zum nächsten schleppe. Wie ihr dem Zeitplan für die Tour entnehmen könnt, fange ich am 17. September in Tulsa an, ein praktischer Zwischenstopp auf dem Weg nach Boston und dann New York und überall sonst. Die Daten für die Tour durch Großbritannien sind nicht aufgeführt, aber hier sind sie für diejenigen unter Euch, die vorhaben, zu einigen dieser Veranstaltungen zu gehen: 07. Oktober, Cheltenham Festival, 8:30; 08. Oktober, London Waterstones, 8:15; 09. Oktober, Dublin, Dunleavy Townhall, Zeit kommt noch; 10. Oktober, University of East Anglia, 7:00; 11. Oktober, Warwick University, Zeit kommt noch. Dann geht’s weiter nach Houston, Tucson, San Diego und L.A.
     Wie ich im Forum erwähnt habe, sind in der Zwischenzeit zwei neue Geschichten erschienen: Birnam Wood in der Ausgabe vom New Yorker vom 3. September und The Way You Look Tonight in der Septemberausgabe vom Playboy. In beiden geht es um Beziehungen junger Leute, die schiefgegangen sind. Außerdem bringt Narrative online gerade einen Auszug aus San Miguel. Als ob das nicht genug wäre, gibt es im Blog des New Yorker ein Interview über Birnam Wood, in dem Deborah Treisman die Fragen stellt, und zusätzlich eine Aufnahme desselben Texts, gelesen vom Autor, direkt hier in Santa Barbara in den Sound Design Studios, wo ich in der Vergangenheit schon öfter Aufnahmen gemacht habe. Und bevor ich es vergesse, Jamieson Fry und Kerrie Kvashay Boyle werden den Trailer zum Buch für San Miguel in den nächsten Tagen fertig haben und veröfentlichen. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich bin wahnsinnig neugierig, was sie sich ausgedacht haben, da die letzten drei, die sie für mich gemacht haben, nicht nur genial waren, sondern auch sehr verschieden.
     Zum Schluss ein Wort zu San Miguel. Wie ich auf meiner Website unter »Books« erwähne, ist das meine erste längere Erzählung in einer realistischen Art, ohne Ironie, etwas anderes als Bücher wie Wassermusik, Die Frauen, Riven Rock, World’s End, Willkommen in Wellville und so. Die Geschichten, die ich hier erzähle – von Marantha Waters und ihrer Tochter Edith in den 1880ern und 1890ern und von Elise Lester in den 1930er und 1940ern – stammen aus Tagebüchern, Memoiren und Nachrichten, und der Roman wird ausschließlich aus der Perspektive dieser drei Figuren erzählt. Ich bin zum ersten Mal bei den Recherchen für meinen letzten Roman, Wenn das Schlachten vorbei ist, auf dieses Material gestoßen, und dann, nach einer Zeit, in der ich die ersten sechs der vierzehn Geschichten schrieb, die nächstes Jahr schließlich den vierten Band der T.C. Boyle Stories II ausmachen werden, habe ich mich hingesetzt, um Marantha, Edith und Elise zu kanalisieren. Wie bei den nicht-komischen Kurzgeschichten wie Chicxulub oder der oben erwähnten, Birnam Wood, hat sich die Erzählweise von allein angeboten. Mein deutscher Übersetzer, Dirk van Gunsteren, von dem ich erst heute Morgen zum Abschluss seiner Übersetzung gehört habe, hat gesagt, dass der Roman zuerst wirkte, als hätte ihn ein anderer Autor geschrieben, aber als er in den Rhythmus der Sätze hineinkam und sich in die Figuren und ihre Nöte auf dieser vom Wind umwehten Insel vor der kalifornischen Küste vertiefte, fing er an zu sehen, wie das Buch zu meinen anderen passt, und er findet tatsächlich, dass es mein bestes sein könnte. (Was, meiner Meinung nach, eine tolle Nachricht ist.) Leser werden die Umweltthemen wiedererkennen, obwohl sie anders als in Wenn das Schlachten vorbei ist oder Ein Freund der Erde nicht im Vordergrund stehen, und sie werden auch sehen, dass San Miguel eine Fortsetzung meiner Erforschung der amerikanischen Sehnsucht nach Utopie ist. Viel Spaß beim Lesen. Und seid gewarnt: Das Ende könnte zu einem großen Kloß in Eurem Hals führen.
     Verkaufsstart? 18. September.
     Bis dann.


Im Original erschien der Text am 30. August 2012 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Sabine Anders.