Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Sabine Anders

 

Und so naht meint Lieblingsfeiertag wieder einmal. Ich habe vor, mir die Festivitäten unten im Dorf anzusehen, wo aus der Coast Village Road für einen Tag die »Ghost Village Road« wird, und im Sonnenlicht des Spätnachmittags zu baden, während die Knirpse in ihren Insignien vorbeiwanken, und dann etwas wirklich Wildes zu unternehmen, zum Beispiel zu einer weiteren Kneipe humpeln, einen Bissen zu essen finden und mit Frau Boyle nach Hause fahren, um das Feuer zu schüren, Süßigkeiten zu verteilen und abgedroschene, alte Schwarz-Weiß-Horrorfilme auf TCM anzusehen (»Es lebt!«). Ich wünsche Euch allen das Beste zu diesem Anlass, vor allem Euch von der Ostküste, die, nehme ich an, erst jetzt vor dem großen Sturm flüchten. Wir hier an der anderen Küste machen Halloween ganz schön auf, aber es ist kein Vergleich zu dem, was in New York und New England oder sogar im mittleren Westen vor sich geht (wo ich fünfeinhalb Jahre als Doktorand an der Universität von Iowa gewohnt habe). Ich sehne mich nach dem kalten Cidre, den pulverartigen Donuts (ja, es gibt sie hier auch, aber es ist nicht dasselbe), den herabfallenden Blättern, dem Rauch der Laubfeuer, der Kälte, die nach der Dunkelheit einsetzt. Als ich ein Kind in den Vororten von New York war und in den Emery Hill Gardens aufwuchs, außerhalb von Peekskill, war die Halloween-Nacht für uns alle eine Zeit, um frei herum zu streifen, ohne Aufsicht der Eltern, in einer Gegend, die ziemlich sicher war, oder so sicher, wie man es in einer vom launigen Zufall regierten Welt erwarten kann. Ich liebte das Gefühl des Abenteuers, der Freiheit, der Möglichkeiten, die in der Nachtluft lagen. Ich erinnere mich an ein Halloween… aber ich denke, ich werde einfach einen kleinen Essay anhängen, den ich vor ein paar Jahren über Mahlzeiten in meiner Kindheit geschrieben habe, ein Essay, der genau dieses Halloween erwähnt, also lest unten weiter, wenn ihr mehr erfahren wollt.
     Was meine Neuigkeiten betrifft, so ist die größte, dass ich endlich von der anstrengenden Lesereise für San Miguel zurück bin, die mich von Zeitzone zu Zeitzone springen ließ und mich zwang, mich von einem Flughafen zum nächsten zu schleppen (ganz zu schweigen von den endlosen Fahrten in Autos und Zügen) hier und im Ausland. Die Tour lief gut, alles in allem, und es hat Spaß gemacht, all jene von Euch zu unterhalten und zu treffen, die gekommen sind. Die Reaktionen auf das Buch waren zum Großteil ziemlich gut, die meisten Kritiker – und Fans – wissen zu schätzen, was ich getan habe, indem ich eine Erzählung versucht habe, die so sehr von meinen früheren Büchern abweicht. Ich konnte nur ein paar von ihnen überfliegen, weil ich solange nicht zu Hause war und keine E-Mails lesen konnte, aber ein paar habe ich gelesen. Meine liebste Rezension? Nicht nur von diesem Buch, sondern aller Zeiten? Die ist letzte Woche in der Londoner Financial Times erschienen und wurde von Lionel Shriver geschrieben. Er lobte das Buch, und aus den richtigen Gründen, was sehr zufriedenstellend war. Und was noch besser war, er endete seine Rezension so: »Schlaue Zeitungsleser nehmen oft an, dass Schriftsteller sich alle untereinander kennen und dass das Rezensionswesen korrupt ist – dass die Lobeshymnen Vetternwirtschaft sind und die Verrisse Rache. Lasst und deshalb Klartext reden: Ich habe T. C. Boyle noch nie getroffen. Außerdem ist das hier nicht wirklich eine Rezension. Es ist ein Liebesbrief.«
     Könnt Ihr Euch vorstellen, dass Willa Frank das geschrieben haben könnte?
     Jedenfalls ist alles gut. Wir leben noch, zumindest die meisten von uns. Wir schreiben gerne, wir lesen gerne, wir lieben gerne. Halloween liegt in der Luft. Was kann man daran nicht mögen?

P.S. Ich habe meinem Lektor gestern das Manuskript von T.C. Boyle Stories II zurückgegeben, also kann es jetzt vom Drucker gesetzt werden und weiter an den Korrekturleser gehen. Paul Slovak – mein Lektor – sagt mir, dass Viking nächsten Oktober als Erscheinungsdatum plant, also hoffe ich, dass wir nächstes Halloween auch etwas zu feiern haben.

Zum Essay: Leber und Zwiebeln


Im Original erschien der Text am 31. Oktober 2012 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Sabine Anders.