Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Mais, où sont les citrouilles d’antan? Das frage ich mich, während ich für das alljährliche Halloween-Porträt posiere, mit einem Paar frischer und noch nicht ausgehöhlter Exemplare. Es ist zu warm hier, zu trocken, und die Nächte ziehen sich hin, weil die Sommerzeit bis Halloween geht und nicht vorher endet, so wie früher. Nichtsdestotrotz bewahre ich mir Halloween wegen des Zaubers, den es für mich hatte, als ich Kind war, und ich habe vor es zu feiern, indem ich an der Ghost-Village-Road-Feier im unteren Dorf teilnehme, bei der Hunderte von Kindern von Geschäft zu Geschäft ziehen, Süßes sonst gibt’s Saures, und Frau B. und ich unsere Masken spenden und in die Nacht hinaus heulen. Wenn dies so ganz anders abläuft als in unserer Kindheit, um so schlimmer – ich werde mich mit Wordsworth trösten.
     Der Herbst war gut zu mir. Seit ich letzten Monat aus den Bergen zurückgekommen bin, hab ich viel gelesen und mir Notizen gemacht für meinen nächsten Roman, und ich hab meine Reisen auf kurze Trips in die Umgebung beschränkt, nachzulesen in meinen täglichen Twitternachrichten. Zwischenzeitlich habe ich einige der Erzählungen und die Roman-Auszüge durchgesehen, in Vorbereitung auf die Veröffentlichung von Das Licht Anfang nächsten Jahres. Die Zeitschrift Esquire wird die neue Erzählung What’s Love Got To Do With It? im März veröffentlichen. Narrative bringt den Auszug The Session und The Kenyon Review Bicycle Day, was als Auftakt zum Roman dient, und wo die Ereignisse im Zusammenhang mit dem ersten LSD-Trip auf diesem Planeten geschildert werden, eingenommen von dem Mann, der die Droge als erster synthetisiert hat, Albert Hofmann.
     Die größte Neuigkeit ist jedoch, jedenfalls von einem denkbaren Standpunkt aus, dass Ratte Nummer 200 aufgetaucht ist und um eine Reise in die umliegenden Berge gebettelt hat, wo die Kojoten schon das Lied ihrer Ankunft singen. Wie Dave LaJoy aus Wenn das Schlachten vorbei ist bin ich so was wie ein Rattenfreund geworden, trotz der Tatsache, dass diese undankbaren und trügerischen Nager neulich ein Loch in eines der Redwood-Bretter unseres Hauses genagt haben, um aus einer Ecke des Kellers eine Ratten-Latrine zu machen, bevor sie darangingen, an den Kabeln von Frau B.’s Auto herumzukauen, nach der Melodie eines 4500 Dollar-Schadens. Klar, wenn sie sich entschließen würden, en masse, anderswo zu wohnen (zum Beispiel in den Häusern und Kraftfahrzeugen von Euch, die ihr dies hier lest), ich würde sie nicht vermissen. Ich werde oft gefragt, wie es kommt, dass diese wohlhabende vorstädtische Enklave so anziehend für Ratten ist, und ich kann mir vorstellen, dass sie aus den gleichen Gründen wie wir hier sind: die angenehmen Temperaturen, die lauen Seewinde, der Überfluss an allem, was Mensch und Ratte nur wünschen können, von Escargots und prallen Valencia-Apfelsinen bis hin zu Bioplastic-ummantelten Kabeln. So ist nun mal das Leben auf der Erde.
     Zum Schluss nur noch dies: Ich werde in der ersten Dezemberwoche für eine Lesung eine kleine Reise nach Iowa City unternehmen, schon in Vorbereitung auf die Tour für den neuen Roman, sowohl hier (im April) als auch in Europa (im Februar). Ich habe den Winter in Iowa nicht mehr erlebt, seit ich vor vielen Jahren als Student in der Schreibwerkstatt war, aber trotz der Erderwärmung erwarte ich ein wenig kühlere Temperaturen als die, an die ich mich hier in Santa Barbara gewöhnt habe. Ich werde vorbereitet sein, im gleichen Outfit wie früher: rote Converse, schwarze Jeans, Kapuzenpulli und Lederjacke. Pustet, ihr Winde, und macht dicke Backen!
     Happy Halloween, Ihr alle!


Im Original erschien der Text am 31. Oktober 2018 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann. Foto: T.C. Boyle.