Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Ulrich Tepelmann

 

Manchmal müssen sich sogar fanatische Menschen ausruhen, und das war auch im Laufe des vergangenen Monats bei einem ganz speziellen Fanatiker der Fall. Der Spätfrühling hat sich eingerichtet, die Ratten gedeihen, das Dorf erholt sich von der Katastrophe im Januar, und ich hatte die große Freude und das Privileg, absolut nirgendwohin zu müssen. Das ist super. Viele von euch wissen ja, dass ich eine gewisse Routine einhalten muss um zu schreiben, und diese Routine hat sich im letzten Monat ganz ruhig und friedlich eingestellt. Wie ich schon in meinem Schreiben vom 2. April erwähnte, arbeite ich gerade an meinem dreißigsten Buch, einer Sammlung von Erzählungen, die auf den nächsten Roman folgen soll, den ich mir jedoch immer noch nicht so recht vorstellen kann. Ich hoffe, ich kann im Herbst anfangen, darüber nachzudenken, vielleicht. Jetzt arbeite ich gerade an der vierten Erzählung in der aktuellen Sequenz mit dem Titel Asleep At the Wheel, die sich mit unserer fahrerlosen Zukunft befasst. Die anderen sind The Apartment, I Walk Between The Raindrops und What’s Love Got To Do With It?. Ich werde euch sicherlich davon unterrichten, wo und wann sie im Druck erscheinen. (Raindrops wird im New Yorker abgedruckt, und zwar ist das für irgendwann nächsten Monat geplant).
     Trotz alledem werde ich bald in den großen Vogel steigen und nach New York fliegen und die Veranstaltung Selected Shorts mitmoderieren, im Symphony Space mit A.M. Homes. Ein schneller Trip, und fertig. Und dann zurück zu der Gleichförmigkeit der Tage hier zu Hause, einer Gleichförmigkeit, die ich sehr wertschätze. Und danach hoffe ich, eine Weile auf meinem Berg im Sierra National Monument zu bleiben, um zu schreiben und zu schreiben und noch mehr zu schreiben, während ich Zwiesprache mit der Natur und meinen vielen guten compadres halte, die dort oben das ganze Jahr über leben. Bleibt dran. Und werft mal einen Blick auf meine Twitter-Nachrichten, um über meine Abenteuer in New York und hoch oben in den Sierras auf dem laufenden zu sein (auch photographisch).

P.S. Das beigefügte Photo zeigt Ratte Nummer 185 in all ihrer Nager-Herrlichkeit, kurz vor ihrer Taxifahrt hoch in die Berge und ihrer Freilassung mitten zwischen den verwüsteten Felsen, dem verbrannten Gestrüpp und den scharf gestellten Geruchsorganen der Kojoten (die sehr wahrscheinlich inzwischen wohl ziemlich ausgehungert sind). Ich wünsch‘ ihr viel Glück. Und möge sie ein produktives Rattenleben leben, weit weg von den düsteren Gefilden meiner Kellerräume.


Im Original erschien der Text am 03. Juni 2018 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Tepelmann. Foto: T.C. Boyle.