Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Sabine Anders

 

So, hallo und guten Tag.
     Das Labor Day Wochenende liegt hinter uns, die Touristen sind in Scharen abgereist, das Wetter ist schön und hält sich bei 72 Grad und ja, ich war der, der am Samstag in der Brandung am Butterfly Strand herumgetollt ist, an einem Tag voller Selbstvergessenheit und Freude. Die Freude lag in erster Linie an dem Wunder, auf diesem herrlichen Planeten am Leben zu sein, aber ihr wurde von einer wohlbemessenen Menge erfrischenden Weißweins und dem Zusammensein mit alten Freunden auf die Sprünge geholfen und Vorschub geleistet, und sie wurde dadurch vertieft, dass ich soeben meinen ersten neuen literarischen Text fertig geschrieben habe, seit ich Wenn das Schlachten vorbei ist im Juli beiseite gelegt hatte. Es handelt sich um eine neue, komische Geschichte (und sie muss ziemlich witzig sein, denn eine Live-Lesung des Textes rief ein oder zwei Lacher bei Frau Boyle hervor, meinem kritischsten Publikum) und sie heißt My pain is worse than your pain. Ich werde es Euch wissen lassen, wann sie gedruckt werden soll, aber hier ist erst einmal ein Vorgeschmack: Sie spielt in der abgelegenen, kleinen Dorfgemeinde Big Timber, die, wie viele von Euch wissen, für den geographisch identischen Ort im Sequoia Forest steht, an den ich mich jedes Jahr für ein paar Monate zurückziehe. Wenn ich Glück habe. Und dieses Jahr hatte ich tatsächlich sehr viel Glück.
     Um mal von etwas ganz anderem zu sprechen – was soll dieses ganze Gerede über Woodstock? Ja, sogar hier im Forum [von www.tcboyle.com] war ich dabei, eine Frage von dieser scharfsinnigen Katze (Katze sowohl im metaphorischen als auch im wörtlichen Sinne) Chester zu beantworten, die mich fragte, warum Maslovat und ich nicht da waren, obwohl die Musik doch keine zwei Stunden flussaufwärts am anderen Ufer des Hudsons von dort entfernt ertönte, wo wir uns in unseren sehr, sehr jungen und haarigen Verkörperungen aufhielten. Ich antwortete Chester im Forum und wies darauf hin, dass Maslovat und ich in echt schon beim Musikfestival waren, aber als die beiden Headbanger, die wir waren, nur an den beiden Rock’n’Roll-Tagen, während wir das Folk-Fest am Freitagabend ausließen. Wir waren in Begleitung meiner Freundin (die später die oben erwähnte Frau Boyle werden sollte) und des extrem coolen Multitalents Drew, dessen stöhnender Käfer uns am Samstagmorgen dorthin brachte. Irgendwie schafften wir es, die einzige Straße zu finden, die noch nicht gesperrt war, nur um dann festzustellen, dass diejenigen, die das Festival schon wieder verließen, beide Spuren dazu benutzten, so dass die Einfahrtsstraße völlig erledigt war. Also stellten wir das Auto in einem praktischen Graben ab und gingen ein paar Meilen zu Fuß. Wonach wir uns an allem genüge taten, nicht zuletzt an einer Sonne, die nieder brannte und von kaltem Regen und noch kälterem Matsch abgelöst wurde. War es das Wert? Absolutamente.
     Natürlich sage ich das jetzt, weil ich Euch alle zu einem viel kleineren Festival einladen will, ohne Musik, Sonne und Matsch, im Paramount Theater in Peekskill, New York, wo ich meine Show abziehen werde, ein paar Witze reiße und alles und jeden unterhalten werde, bevor Alan Parkers Verfilmung von Willkommen in Wellville bei freiem Eintritt gezeigt wird. Wann? Am 17. Oktober 2009. Die Veranstaltung wird von der Bücherei von Peekskill gesponsort, in deren Hallen der Field Notes Buchclub dieses Jahr Diskussionsrunden über América, Willkommen in Wellville, Die Frauen, Drop City und – im Rahmen einer Lesung in der ganzen Stadt – meinen Peekskill-Roman World’s End abgehalten hat. (Und ach, wie schön Geschichte und Literatur verschmelzen, wenn ich Berichte über mein Leben lese und erfahre, dass ich nicht im Peekskill der Welt, die wir kennen, sondern im Peekskill meiner Dichtung geboren und aufgewachsen bin.)
     Darüber hinaus brauen sich Neuigkeiten zusammen, Leute, bezüglich der Wild-Child-Sammlung, Wenn das Schlachten vorbei ist und die vielen Übersetzungen von Die Frauen sowie die Veröffentlichung dieses gelungenen Titels in Buchform Ende Dezember beim Penguin Verlag, ganz zu schweigen davon, dass sowohl Grasset in Frankreich als auch der Hanser Verlag in Deutschland den kleinen Wild-Child-Roman, Das wilde Kind, als eigenständiges Buch herausgeben werden, wobei sie die anderen dreizehn Geschichten für separate Bände aufheben. All das wird in allen aufregenden Details das nächste Mal bekanntgegeben. Oder vielleicht das übernächste Mal. Oder …
     Okay, ich werde mein Bestes geben. Euch allen einen schönen Tag jetzt.


Im Original erschien der Text am 9. September 2009 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Sabine Anders.