Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Sabine Anders

 

Es ist ja normal, dass ich bei der Hälfte der Tour krank werde, aber dieses Mal hat mich die Grippe oder irgendeine Variante davon just da erwischt, als ich in den großen Stahlvogel stieg, um nach New York zu fliegen und mit dem Trott anzufangen. Das war kein Spaß. Ich musste am nächsten Tag früh aufstehen – und vergesst die drei Stunden Zeitverschiebung – um eine frühe Live-Show zu geben und dann in die NPR Studios (National Public Radio) eilen, um meinen kleinen Dreibücher-Essay aufzunehmen. Was ein Spaß war, versteht mich nicht falsch. Aber da ich kaum schlucken konnte und es sich, wenn ich diese (normalerweise) unscheinbare Aufgabe bewältigte, anfühlte, als würde ich gleichzeitig ein paar Frösche hinunterschlucken, war es anstrengend, meine Stimme für das Stück unter Kontrolle zu halten. Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen. Wie gesagt so eine Sache, die normalerweise mitten auf der Tour eintritt. Aber fürchtet Euch nicht, ich erholte mich allmählich, dank der Pflege all der netten Fremden in den verschiedenen Flugzeugen, in die ich steigen musste – ja, wie Soldaten, die über Granaten stolpern, haben sie selbstlos meine Mikroben aufgenommen – und natürlich war es in Wirklichkeit das heilsame Klima in Milwaukee (minus 14 °C) und Minneapolis (minus 17 °C), was mich wirklich durchbrachte. Und so bin ich wieder hier, für eine Weile zu Hause, und denke allmählich daran, dass ich eigentlich weiter an dem nächsten Roman, San Miguel, schreiben sollte, den ich an einer natürlichen Stelle unterbrach und liegen ließ: Teil eins und zwei sind fertig, der dritte Teil steht in den Startlöchern.
     Wie die unerschrockene Mimi und andere hier im Forum festgestellt haben, sind über Wenn das Schlachten vorbei ist enorm viele (und überwältigend positive) Rezensionen erschienen, was sehr erfreulich ist. Meine Auftritte waren äußerst gut besucht, von Lesern jeder Couleur, darunter auch ganze Scharen von Biologen, und ich danke Euch allen, dass Ihr gekommen seid, um Euch unterhalten zu lassen. Es steht noch eine Reihe von Terminen an, die in meinem alljährlichen Solo-Auftritt beim L.A. Bücherfestival gipfeln werden, das dieses Jahr nicht in der UCLA (University of California Los Angeles), sondern meiner geliebten USC (University of Southern California) stattfindet. Unterwegs und zusätzlich zu den Auftritten, die unten aufgezählt sind, wird Selected Shorts am 26. März eine Show aus dem Getty Center senden, bei der der einzigartige Zeremonienmeister Isaiah Sheffer persönlich zugegen sein und Rapture of the Deep lesen wird, und im WordTheatre findet kommenden Samstag in der M Bar eine Vorführung statt, bei der zwei meiner Kurzgeschichten inszeniert werden. Die Zusammenstellung hat sich geändert, aber es sind, glaube ich, vier Geschichten darunter, zwei von mir und zwei von Michelle Latiolais. Jeff Goldblum wird eine von meinen lesen. Nach meinem letzten Stand ist es Mein Schmerz ist größer als deiner. (Übrigens: Zu sehen, wie Schauspieler meine Geschichten interpretieren, ist ein echter Adrenalinstoß, so ähnlich wie wenn man Musiker ist und erlebt, wie ein anderer Musiker eines deiner Lieder covert. Bei Filmen ist das auch so. Ich erinnere mich noch, wie mir die Haare zu Berge standen, als ich zur Premiere von Alan Parkers Willkommen in Wellville ging und Anthony Hopkins, John Cusack, Matthew Broderick, Bridget Fonda, Dana Carvey, Cameron Mannheim und andere auf der großen Leinwand Worte sagen hörte, die ich in der düsteren Kälte meiner Dachkammer geschrieben hatte.)
     So. Was versuche ich hier zu sagen? Was ich sagen will, ist, dass es gut ist, zu Hause zu sein, wie kurz auch immer, und dass ich so schnell wie möglich weiterarbeiten muss, damit ich mehr Bücher zum Ergötzen meiner Leser veröffentlichen und auf mehr Lesereisen gehen und mich (und andere) mit noch mehr Krankheiten anstecken kann. Gott hilf mir.

P.S.: Cäsar, wenn Du das hier liest, wollte ich Dir nur einen kleinen Tipp weitersagen, den Du wahrscheinlich ignorieren wirst: Hüte Dich vor den Iden des März.


Im Original erschien der Text am 15. März 2011 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Sabine Anders.