Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Sabine Anders

 

Wintersonnenwende. Ich habe vor, heute bei Sonnenuntergang an den Strand zu gehen und den Anlass irgendwie zu würdigen in der Hoffnung, dass die Sonne zu uns zurückkommt (aber andererseits ist natürlich, worauf ich jedes Jahr um diese Zeit hinweise, morgen der erste Sommertag, wenn man es so sehen will, da jeder Tag von heute an ein bisschen länger wird, bis am 21. Juni der Winter einsetzt und sich der Prozess umkehrt). Inzwischen war ich wieder auf dem Berg, wo seit ungefähr einem Monat echter Winter herrscht: Der See ist in einer einzigen Nacht zugefroren und das lang gebliebene Paar Blesshühner ist in günstigere Klimazonen gezogen. Ich bin letzte Woche eine ganze Zeit lang durch die stillen Wälder gestapft, auf altem, hartem, verdichtetem und wiedergefrorenem Schnee, der aushält und auf den nächsten Sturm wartet, der, leider, bis auf weiteres nicht vorhergesagt ist. Es wird also dieses Jahr ein braunes und ein bisschen weißes Weihnachten im Wald des Sequoia Nationalparks geben. Nicht, dass es den Tieren etwas ausmacht. Sie hassen den Schnee. Sie halten nur aus, bis er komplett wegschmilzt und die länger werdenden Tage so schnell wie möglich die Sonne zurückbringen.
     Für mich wird die verhältnismäßig friedliche Jahreszeit bald dem üblichen wilden Gewusel um die Welt weichen, diesem Gewusel, das stattfinden wird, um die deutsche Veröffentlichung von Wenn das Schlachten vorbei ist im Januar zu unterstützen, die Veröffentlichung der Penguin-Taschenbuchausgabe desselben Romans (When the Killing’s Done) hier in den USA im März, und dann, wie ich bereits erwähnt habe, die Veröffentlichung des neuen Romans, San Miguel, hier und in Großbritannien im September/Anfang Oktober. Ich habe gerade den aktuellen Katalog von meinem deutschen Verleger, dem Hanser Verlag, erhalten, der »Schlachten« drei Seiten widmet und mich darüber informiert, dass ich im Mai in Wien, Hamburg, Berlin, München, Freiburg und Koblenz auftreten werde. Ich habe auch gerade erst erfahren, dass das deutsche öffentlich-rechtliche Radio die Hörbuchversion des Romans senden wird, mit meinem alten Freund Jan Josef Liefers als Erzähler. Und schließlich wird Hanser anschließend San Miguel veröffentlichen. Alles gut und schön.
     Und so, während der Winter zu Ende geht und die neue Saison sich anschleicht und ihn verdrängt, wünsche ich Euch allen die allerbesten Feiertage und auch ein erfolgreiches neues Jahr, genau das Jahr, wie ich mir habe sagen lassen, das nach dem Maya-Kalender heute anfängt, die Tage bis zu unser aller Untergang am 21. Dezember 2012 zu zählen. Ich weiß nicht viel darüber, muss ich zugeben, aber ich nehme an, ich muss nochmal Mel Gibsons Apocalypto anschauen und nach Hinweisen suchen. In der Zwischenzeit wünsche ich Euch allen – vor allem Euch fröhlichen Diskussionsteilnehmern – andauernd volle Freude im Überfluss.
     Bis zum Boden des Trinkbechers. Euer T.C.


Im Original erschien der Text am 22. Dezember 2011 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Sabine Anders.