Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Sabine Anders

 

Eine wahrhaft verrückte Zeit. Keine Zeit für den Frühling dieses Jahr, obwohl ich wirklich hoffe, es zum Chili-Kochen am Memorial Day auf den Berg zu schaffen (das heißt, falls ich die Tour für die im Hanser Verlag erschienene deutsche Übersetzung von When the Killing’s Done überlebe). Letztes Wochenende war die L. A. Times Buchmesse, die zum zweiten Mal an der University of Southern California stattfand, und es war, wie immer, ein irrwitzig verrückter Spaß. Ich unterrichtete meine Freitagsstunden, schlenderte zu dem Hotel quer über der Straße und kostete die nächsten zwei Tage in Ruhe die Angebote der Messe. Am Samstag, am Spätnachmittag, unterhielt ich ein großes, atemloses Publikum (in einem dunklen Saal) mit einer Darbietung von Chicxulub, die die Herzen bis zum Hals schlagen ließ. Ich kann mich irren, aber ich glaube, ich habe da draußen im Dunkeln jemanden schniefen gehört, wenn nicht sogar ein paar echte, herzzerreißende Schluchzer und kollektives Zähneklappern. Wie viele von Euch, die das hier lesen, wissen werden, bringe ich meine Zuhörer gerne zum Lachen, aber ich liebe es auch, ihnen einen Schrecken einzujagen.
     So. Die Deutschlandtour. Auf dem Plan, der just heute Morgen angekommen ist, sehe ich, dass ich zuerst in Wien sein werde (2. Mai, 20:00 Uhr, Rabenhof Theater), nach einem Tag für die Anreise und einem freien Tag wegen guter Führung. Dann in Hamburg (3. Mai, 19:30 Uhr, Uebel & Gefährlich für das Literaturhaus); Berlin (5. Mai, 20:00 Uhr, Volksbühne); München (7. Mai, 20:30 Uhr, Muffathalle); Freiburg (8. Mai, Freiburger Theater); Zürich (9. Mai, 20:00 Uhr, Kaufleuten). Dazwischen stehen 16.432 Interviews, Live Chats, Fernsehauftritte etc. an. Alle Details der öffentlichen Auftritte stehen auf www.tcboyle.de, Dank an Holger, obwohl die Lesungen, soweit ich weiß, jetzt schon seit ein paar Monaten ausverkauft sind.
     Und endlich die Neuigkeiten in Bezug auf das, wofür mein Leben da sein sollte – das heißt, Schreiben. (Ich lese gerade Charles J. Shields sehr unterhaltsame Biographie über Kurt Vonnegut Jr., der das letzte Drittel seines Lebens anscheinend damit verbracht hat, herumzuwandern und eine Bühnenpersönlichkeit zu sein). Gott bewahre mich. Und ja, ich schreibe tatsächlich und treibe die Geschichten voran, die A Death in Kitchawank and Other Stories vervollständigen sollen, die neue Sammlung, die neben Schluss mit cool, Zähne und Klauen und Wild Child in einem dicken Wälzer mit dem Titel T.C. Boyle Stories II stehen wird, den Viking im Herbst 2013 veröffentlicht, sobald der neue Roman, San Miguel, für den ich kürzlich die Vorabdrucke erhalten habe, eine Chance hatte, dieses Jahr im September zu erscheinen. Die Titel der neuen Geschichten, die jetzt fertig sind, seit ich das letzte Mal hier mit Euch geplaudert habe, sind Burning Bright und Search and Rescue (letztere habe ich eigentlich im Dezember geschrieben, aber erst jetzt wiederbelebt). Ich bin gerade bei der Hälfte der sechsten Geschichte in dieser Reihe, eine komische Geschichte, die es schafft, ein bisschen Unbehagen mit hinein zu bringen und die The Marlbane Manchester Musser Award heißt. Das ist mal ein Titel für Euch. Aber wartet, es wird noch besser – die vollständige Bezeichnung des Preises, der im Titel zitiert wird, lautet The Marlbane Manchester Musser Award in Regional Depiction from the Greater Stuyvesant Area Chamber of Commerce and Associated Libraries. Bleibt dran.
     Und jetzt muss ich mich vom Acker machen, damit ich an der besagten Geschichte weiterarbeiten kann. Bis zum nächsten Mal, meine Damen und Herren.

PS: Den hier verlinkten Essay habe ich für die Online-Ausgabe des New Yorker geschrieben, da ich mein Archiv dem Ransom Center anvertraut habe. Das Foto zeigt mich in den Tiefen des Gebäudes, als ich die berühmte Tür zum innersten Heiligtum signiere.


Im Original erschien der Text am 27. April 2012 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Sabine Anders.