Von T. Coraghessan Boyle

Deutsch von Sabine Anders

 

Ich will mich eigentlich nicht aufblasen (nicht zu sehr jedenfalls, nicht hier in meinem eigenen Blog auf meiner eigenen Website), aber ich bitte Euch, seht Euch einmal das Foto hier an, das Steve Francis vor zwei Wochen auf der Insel Santa Cruz aufgenommen hat. Ich war dort, um ein paar Fotos und ein Video aufzunehmen als Werbung für den Naturschutzverein dort im Zusammenhang mit ihrer Zeitschrift und der Veröffentlichung von Wenn das Schlachten vorbei ist im Februar, meinem Roman, der auf dieser Insel und dem nahegelegenen Anacapa spielt. Bald werde ich den Schutzumschlag und eine Beschreibung und einen Auszug ins Netz stellen, aber bis dahin werde ich einfach sagen, dass das Buch ein Drama rund um den Kampf um Rekultivierung und Tierrechte auf diesen wilden Inseln schafft – das heißt darum, die Natur zu manipulieren und zu besitzen. Natürlich findet sich in meiner Erzählung eine Menge Schrecken, Gewalt, Mitleid, Ironie, Liebe, Sex, Ruhm und Erlösung. Und all das im Zusammenhang mit Ereignissen, die sich vor kurzem auf der anderen Seite des Santa Barbara Channels zugetragen haben, 35 Kilometer von der Tastatur entfernt, an der ich gerade sitze.
     Also zurück zu dem Foto. Viele von Euch werden sich an Aussagen erinnern, die von mir gedruckt wurden oder die ich in Interviews auf Video und auch persönlich gemacht habe, was meine enge Verbindung zu der Wildnis und wilden Lebewesen angeht. Der heilige Franz von Assisi kommt mir hier in den Sinn, dieser Freund der Schöpfung, der Mann, den Darstellungen oft zeigen, wie er mit Vögeln herumläuft, die auf seiner Schulter sitzen. Na gut, ich bin kein Heiliger, und vielleicht dachten die Leute, ich habe etwas übertrieben, indem ich mir so etwas anmaße, aber hier habt Ihr es, den unanfechtbaren Beweis (und nein, ich erwarte nicht wirklich, dass der Papst das sieht, oder, falls seine Eminenz einen Blick darauf wirft, dass er daraufhin irgendetwas konkret unternimmt, aber immerhin …) Auf jeden Fall ist das einer der Häher von der Insel, der auf meiner rechten Schulter sitzt – ein Häher, den es nur auf der Insel Santa Cruz gibt, einer, der normalerweise ein Drittel größer und sehr viel blauer ist als der Buschhäher von der Küste – und einer von unseren Inselzwergfüchsen, der auf der anderen Schulter hockt. Meine Beziehung zu diesen Wesen ist elementar: Sie lieben mich und ich liebe sie. Sagt das nicht alles?

PS: Denjenigen unter Euch, die sich wundern, wie meine Reisen waren, die ich vor kurzem zur Genesung meines Beins unternommen habe, kann ich sagen: toll. Die Las Veganer waren entzückt, die Ewartungen der Boiseaner erfüllt. Und mir wurde die große Freude zuteil, zum ersten Mal von einer der neuen Erniedrigungs-Maschinen am Flughafen durchleuchtet zu werden – und der zusätzliche Bonus, einmal kräftig an den Weichteilen abgetastet zu werden, weil unsere verehrten Flugsicherheits-Mitarbeiter vom Flughafen in Boise nach nur einem Blick auf mich das Gefühl hatten, dass irgendetwas nicht ganz in Ordnung war. Zu schade, dass ich dieses Foto nicht dabei hatte und ihnen zeigen konnte. Das hätte dem Ganzen die Krone aufgesetzt, was?


Im Original erschien der Text am 28. November 2010 auf www.tcboyle.com. Veröffentlichung des Textes auf www.tcboyle.de mit freundlicher Genehmigung von T.C. Boyle. Verwendung der deutschen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Sabine Anders.